Rund 25000 Liter Milch wurden gestern auf einem Acker bei Irpisdorf in der Gemeinde Pforzen ausgebracht. Damit solidarisierten sich rund 50 Bauern mit dem Milchstreik in Frankreich. Zugleich demonstrierten sie gegen den aktuellen Milchpreisverfall, durch den die Landwirte derzeit in der Region rund 22 Cent pro Liter bekommen.
"Die Bauern werden momentan an die Wand gefahren", meint Wolfgang Altthaler vom Kreisvorstand des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM), der die Aktion auf seinem Hof mitorganisiert hat. Von dem aktuellen Milchpreis könne kein Bauer leben, so der einhellige Tenor der erbosten Landwirte. Der "Milch-Fließfähigkeitstest" in Irpisdorf ist der vorläufige Höhepunkt von Aktionen, die derzeit im gesamten Allgäu laufen. Lieber wollen die Bauern ihre Milch wegschütten, als zu Dumpingpreisen produzieren, bis sie aufgeben müssen. "Es ist ein brutaler Schritt, die Milch wegzuschütten", meint nicht nur Gerhard Metz aus Biessenhofen. Doch andererseits sei ihr Produkt und damit ihre Arbeit lächerlich bezahlt: Im Handel koste zum Beispiel ein Liter Cola 1,35 Euro, aber Milch nur 0,59. Sogar eine einzelne Kippe sei wertvoller als ein Liter Milch, den Bauern bei den Molkereien abliefern, hadert ein Teilnehmer.
"So geht es nicht weiter", betont Altthaler. Der 34-Jährige lebt mit Frau und Kind auf seinem Hof in dem Ort. Seine Frau Brigitte arbeitet im Betrieb mit rund 65 Stück Allgäuer Braunvieh mit. Dennoch: "Ich arbeite zusätzlich noch in der Schule, trotzdem müssen wir unsere Ausgaben streichen", sagt die 32-Jährige, die mit dem zweiten Kind schwanger ist. "Trotzdem muss ich mithelfen. Irgendwie geht das schon. Es geht ja um unseren Geldbeutel". Andere mussten schon aufgeben, erzählen Beteiligte in Irpisdorf aus dem Ober-, Ost- und Unterallgäu. Nebenerwerbslandwirte, Bauern vor der Rente oder solche, die sich in besseren Jahren für Neuinvestitionen verschuldeten. Das Schicksal wollen die Landwirte nicht erleiden. "Wir wollen politisch etwas bewegen", betont Altthaler. Denn die staatlichen Anreize zur Förderung der Milchmenge seien unsinnig.
Vielmehr solle die Milchproduktion gedrosselt werden und ein Preis von 40 Cent pro Liter gezahlt werden. Doch das läge nicht im Interesse des Handels und großer Energie- und Mischkonzerne, die wiederum Interesse an dem Land der aufgabe- oder verkaufswilligen Bauern haben. "Wir arbeiten dann als Leibeigene auf unseren ehemaligen, eigenen Äckern", erbost sich ein Landwirt. So weit wollen es die Bauern nicht kommen lassen - weitere Aktionen sollen folgen. "Es rumort sehr stark bei den Bauern", so Engelbert Vogler, Kreisvorsitzender des BDM.