Marktoberdorf/Ostallgäu | fro | Bereits zur Römerzeit fielen Alemannen in Schwaben ein, und nach dem Zusammenbruch des Imperiums konnte den germanischen Stamm nichts mehr hindern: "Die Landnahme scheint mehr oder weniger friedlich vor sich gegangen zu sein, nachdem sich als Folge der vorangegangenen unsicheren Zeiten nur noch Reste der keltoromanischen Vorbevölkerung hier aufhielten", so Heimatforscher Helmut Lausser.
Die Alemannen siedelten bevorzugt in der Nähe römischer Kulturreste. Viele heutige Siedlungen mit den Endungen -heim oder -ingen gehen auf sie zurück. Neben den Äckern und Wiesen hatten die Alemannen ebenerdige Holzbauten zum Wohnen und Hütten für das Vieh. 2006 wurde bei Bauarbeiten der vermutlich älteste Nachweis einer Besiedlung Germaringens gefunden: ein frühmittelalterliches Pfostengebäude, neben dem die Archäologen auch noch Arbeitsgeräte aus der Römerzeit fanden. Aber auch die Reihengräber-Friedhöfe zeugen von der alemannischen Siedlungspräsenz und "erlauben Aussagen über Gründung, Werdegang und Größe", so der ehemalige Bezirksheimatpfleger Hans Frei. "Die Toten wurden in ihrer Kleidung beigesetzt und mit Trank- und Speisebeigaben - Männer zudem mit Waffen, Frauen mit Schmuck - ausgestattet", so Frei weiter.
1960 fand der Marktoberdorfer Rainer Christlein (1940 - 1983), der später Leiter des Bereiches Bodendenkmäler am Landesamt für Denkmalpflege war, ein alemannisches Reihengräberfeld mit rund 240 Grabstätten im Norden der Stadt - im Bereich der heutigen Alemannenstraße. Bei den männlichen Skeletten wurden ein Schild, ein Lang- und ein Kurzschwert sowie ein Sporn gefunden, die weiblichen trugen Fibeln oder Schmuck bei sich. Seit etlichen Jahren ist ein Skelett im Stadtmuseum ausgestellt.
Friedhof in Marktoberdorf
Die Franken fingen Ende des fünften Jahrhunderts an, Druck auf andere Stämme auszuüben und besiegten die Alemannen zweimal um die Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert. Ab 536 wurde schließlich die alemannische Herrschaft durch die der Franken abgelöst. Diese erreichten wohl gegen Ende des 6. Jahrhunderts auch das Voralpenland um Füssen.
Im Gegensatz zu früher waren es keine wohlhabenden Menschen, die in das Gebiet eindrangen, zeigen Forschungsergebnisse zu Friedhöfen in Marktoberdorf und Roßhaupten. Siedlungen mit den Namensendungen -hausen, -hofen, -bach, -berg oder -dorf zeugen von den Franken. In Pforzen wurden bei Ausgrabungen prächtige Beigaben an den Überresten einer wohlhabenden fränkischen Frau mit vollständiger Vierfibeltracht gefunden. In der Nekropole eines Herrenhofes in Jengen fand man Pferde bestattet.
"Spätestens im frühen achten Jahrhundert wurden die Reihengräberfelder aufgelassen", so der Archäologe Volker Babucke. Danach wurde für kurze Zeit eher am eigenen Hof begraben, ehe sich der Platz bei der Kirche als "allgemeiner Bestattungsplatz der dörflichen Bevölkerung endgültig durchsetzte". So soll im achten Jahrhundert in Schlingen ein Adliger nahe seines zentral gelegenen Herrenhofes eine Kirche gestiftet haben, in der ihm auch sein Grab gebaut wurde.