Autos, die durch ungeflickte Schlaglöcher rumpeln, nur weil am St.-Mang-Platz zu viel Geld ausgegeben wurde? "Das würde ich auf keinen Fall wollen", sagte Stadtrat Alexander Hold (Freie Wähler). Nur um von Baureferentin Monika Beltinger gleich beruhigt zu werden: Das, was sich Planer und Bauverwaltung am St.-Mang-Platz eingebrockt haben, sollen nun nicht die Kemptener Bürger zu spüren bekommen.
Fast eine halbe Million Euro teurer werden der Bau des Schauraums und des St.-Mang-Platzes. Hauptschuldiger sei das Architekturbüro, so Tiefbauamtsleiter Markus Wiedemann. Dieses habe die Kosten "fehlerhaft und unvollständig" geschätzt und bei der Fortschreibung geschlampt. Aber auch die Verwaltung habe Fehler gemacht und die tatsächlichen Kosten zu spät entdeckt, räumte die Baureferentin ein. Stichworte: zu wenig Kontrolle bei zu geringer Erfahrung unter hohem Zeitdruck. Fehler, die laut Beltinger nicht mehr vorkommen sollen.
Tatsächlich hatte sich so mancher Stadtrat beim ersten Blick auf die Tagesordnung der Finanzausschusssitzung verwundert die Augen gerieben: plötzlich 490000 Euro mehr für ein Projekt, das laut Bericht im März "voll im Plan" lag. Vier Monate später musste das Baureferat nun den sprichwörtlichen Gang nach Canossa antreten - und der führte vor den Finanzausschuss.
Dieser wurde informiert, warum die Gesamtkosten inzwischen bei 2,77 Millionen Euro liegen. Zum Beispiel, weil zwei Winter lang ein Arbeitszelt auf dem St.-Mang-Platz benötigt wurde. "Wir konnten die Mauern nicht ohne Schutz lassen", so Tiefbauamtsleiter Wiedemann. Ebenfalls teurer geworden ist die Stabilisierung der Mauern - es waren keine Fundamente vorhanden. Dazu kam der geänderte Bauablauf, der die Kosten für die Platzgestaltung nach oben trieb. Die Archäologie kostete 70000 Euro mehr. "Wir hatten mit 100 Gräbern gerechnet, herausgekommen sind aber rund 700", so Stadtarchäologe Dr. Gerhard Weber. Bei den Sondierungsgrabungen habe man einen Mittelgang des einstigen Friedhofsgeländes erwischt und die Zahl der Gräber falsch hochgerechnet.
Dazu kommen Posten, die später aufgenommen wurden - vom Bronzeband im Pflaster bis hin zur Treppenraupe für Behinderte. Und wo soll das Geld herkommen? Der Umbau von Kornhauseingang und Café Arte wird heuer nicht durchgezogen. Und am Bahnhof, wo ein neues Parkhaus entstehen könnte, sei man ohnehin mit der Planung nicht soweit. Deshalb werden die dafür vorgesehenen 240000 Euro umgebucht. "Diese erheblichen Mehrkosten entsprechen nicht unserem Anspruch", so Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer - und erntete einhelliges Nicken bei den Stadträten. Kostenbeispiele und Zuschüsse
- Bronzeband (für überirdischen Abdruck der Kapelle): 30 000 Euro
- Treppenraupe (für behindertengerechten Zugang): 12 000 Euro
- Jährlicher Betrieb: 18000 Euro (bisherige Schätzung: 15 000 Euro, neu: Wartung Ticketsystem)
- Strom-, Wasser-, Leerleitungen für Veranstaltungen: 40 000 Euro
- Zuschüsse: 520 000 Euro für die Kapelle (unter anderem Konjunkturpaket, Landesstiftung, Sparkassenstiftung) sowie 300 000 für die Platzgestaltung (Städtebauförderung).