"Die Niedriglöhne von heute sind die Niedrigrenten von morgen." Klare Worte wählte Hans Schreier, Betriebsrat der Firma Bosch, bei der Maikundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) im Hofgarten. Und stellte seine Rede unter das Motto: "Arbeit für alle bei fairem Lohn". In seinen Jugendjahren sei das Sprichwort "ohne Fleiß kein Preis" noch eine Lebensregel gewesen, sagte Schreier. Heute müsse es wohl eher "trotz Fleiß kein Preis" heißen.
"Generation Praktikum"
Wobei sich die Arbeitsmarktproblematik durch alle Generationen ziehe. Die Jugend gelte bereits als "Generation Praktikum" und werde als "Arbeitsnomaden" quer durch die Republik geschickt. Für die Frauen gebe es immer noch keine Lohngerechtigkeit. Deutschlandweit lägen die Löhne für Frauen bei gleicher Arbeit im Schnitt 22 Prozent unter dem Verdienst der männlichen Kollegen. Außerdem gebe es für Frauen weit geringere Aufstiegsmöglichkeiten - dafür aber mehr Teilzeitarbeitsverträge und Minijobs. Und die älteren Arbeitnehmer bräuchten statt der "Rente mit 67" Reformen, die ihre finanzielle Sicherheit im Alter garantieren. "Die Rente muss zum Leben reichen."
Mittlerweile sei die Wirtschaftskrise, die vor Monaten noch als Flaute auf dem amerikanischen Immobilienmarkt begonnen hatte, auch im Oberallgäu angekommen und habe auch hier in der Region zu Entlassungen, Kurzarbeit und verschlechterten Arbeitsbedingungen geführt. Zu den Leidtragenden der Krise gehörten auch die Leiharbeiter. Hier forderte Schreier "gleichen Lohn für gleiche Arbeit" und kritisierte vehement Unternehmen, die sich über Leiharbeitsfirmen billige Arbeitskräfte beschaffen. "Damit werden Leiharbeiter zu einer Manövriermasse in den Unternehmen." Leiharbeit schaffe überdies ein Zweiklassensystem in der Arbeitnehmerschaft. Nutzen könnten die Unternehmen die Krise, in dem sie in der "ruhigeren Zeit" gezielte Aus- und Qualifizierungsmaßnahmen anbieten.
Gegen die Rattenfänger
Auch für Immenstadts Vizebürgermeister Thomas Wurmbäck war die Wirtschaftskrise bestimmendes Thema: Die Große Koalition in Berlin sei ein Stabilisator in dieser schwierigen Zeit und verstehe es, gegen die "Rattenfänger von links und rechts" anzusteuern.
Ein Grußwort sprach auch Andreas Ehrenfriedt, Vorsitzender des DGB-Ortsverbandes Immenstadt. Stadtkapelle Immenstadt und der Bosch-Chor umrahmten die Kundgebung.