Von Ingrid Grohe |WestallgäuWer studieren will, geht aufs Gymnasium - so sieht es das bayerische Bildungssystem zunächst vor. Seit jungen Leuten nur noch zwölf anstatt 13 Jahren Zeit gegeben wird bis zum Abitur, machen sich Eltern und Schüler allerdings vermehrt Gedanken über die geeignete Schullaufbahn. Neben acht Jahren an allgemeinbildenden Gymnasien führen nämlich auch andere Wege zum Abi. So gibt es auch für Gymnasiasten die Optionen Fachoberschule oder Fachgymnasium. Die Nähe zu Baden-Württemberg und seinem Bildungsangebot bringt Westallgäuer Schülerinnen und Schülern mehr Möglichkeiten für ihre Laufbahn, gleichzeitig aber auch mehr offene Fragen zu Übertritt und Zugangsvoraussetzung. Wir haben versucht, einige Punkte - vor allem unter dem Aspekt G8 - zu klären.
Der Wechsel zur Fachoberschule:
Er hat sich durch das achtstufige Gymnasium nicht verändert. "Wer zu uns kommen möchte, muss den Mittleren Schulabschluss nachweisen. Und den erhält ein Gymnasiast mit dem Versetzungszeugnis in die 11. Klasse", erklärt Bruno Fischer, Leiter der Fachoberschule Lindau. Wer über die FOS die allgemeine Hochschulreife erlangen will, durchläuft also - trotz G8 - auch weiterhin 13 Schuljahre und hängt "zeitlich im beruflichen System etwas nach", wie Fischer einräumt. "Dafür bekommt er aber auch mit zwölf Schuljahren in Form des Fachabiturs einen verwertbaren Abschluss."
Der Wechsel zu beruflichen Gymnasien:
Naheliegend für Westallgäuer Schülerinnen und Schüler sind auch das Wirtschaftsgymnasium und das Technische Gymnasium in Wangen. Bei dieser Option bleibt es bei zwölf Schuljahren bis zum Abitur. G8-ler müssen sich nämlich hierfür schon ein Jahr früher entscheiden als bisher und sich mit dem Zeugnis der 9. Klasse bewerben. Sie wechseln quasi von der 9. Klasse Gymnasium auf die 11. Klasse WG beziehungsweise TG. Für manche Schüler (Gymnasiasten G8) ist die Eingangsklasse am WG und TG das zehnte, für andere (Realschüler, Wirtschaftsschüler, Hauptschüler mit Mittlerem Abschluss oder Gymnasiasten G9), das elfte Schuljahr.
Zwei Jahrgänge treffen 2009/2010 zusammen
Mit Schuljahr 2009/2010 treffen beim Wirtschaftgymnasium und beim Technischen Gymnasium der letzte G9- und der erste G8-Jahrgang aufeinander. Was zur Folge hat, dass nur ein geringerer Anteil der Bewerber von Gymnasien zum Zug kommen wird. Schon jetzt dürfen Fachgymnasien nur 15 Prozent eines Eintrittsjahrgangs Schüler von Gymnasien aufnehmen, die anderen kommen von Realschulen, Wirtschafts- und Hauptschulen. Der Notendurchschnitt entscheidet, wer von den Bewerbern zum Zuge kommt. Diese Hürde steigt im nächsten Jahr für Gymnasiasten sicher, da zwei Jahrgänge gleichzeitig wechseln können.
Eine weitere Folge der neuen Übertrittsregelung wird sein, dass ein Teil der Schüler in den WG- und TG-Eingangsklassen bereits die Mittlere Reife in der Tasche hat (ehemalige Realschüler, bestimmte Hauptschüler und ehemalige G9-Gymnasiasten), ein anderer Teil (G8-Schüler) jedoch nicht. "Eine Ungleichgewichtung", wie Frieder Gros, Leiter des Wirtschaftsgymnasiums Wangen, findet.
Im Gespräch mit dem Regierungspräsidium konnte Gros einen interessanten Punkt klären: Auch Gymnasiasten nach der zehnten Klasse dürfen sich weiterhin an WG und TG anmelden. Sie gelten dort allerdings als Klassenwiederholer. Rein theoretisch kann sich also ein Schüler auch zwei Jahre hintereinander bewerben.
Die allgemeinbildenden Gymnasien kümmern sich unterschiedlich um die Information ihrer frühzeitigen Abgängerinnen und Abgänger. Während Schulleiter Lothar Eibofner vom Gymnasium Wangen zu diesem Thema im November zwei Elternabende anbietet, verweist der Lindenberger Direktor Hermann Endres auf seine Beratungslehrerin Elisabeth Straubinger.