Privater Investor baut - Vier Millionen Euro Zuschuss gespart Von Peter Mittermeier Wasserburg/Westallgäu. Was tun, wenn man ein Altenheim bauen will, die Kasse aber leer ist? Die drei Bodenseegemeinden Wasserburg, Nonnenhorn und Bodolz haben sich für einen neuen Weg entschieden: Sie lassen das Haus von einem privaten Investor bauen. Das spart den Gemeinden hohe Investitionen und dem Steuerzahler viel Geld. Denn der Investor verzichtet auf Zuschüsse in Millionenhöhe. 'Das einzig bekannte Pflegeheim, das ohne staatliche und kommunale Zuwendung gebaut wird', sagt Thomas Eigstler, Bürgermeister von Wasserburg. Jetzt wurde Richtfest gefeiert. Das neue Pflegeheim wird im Wasserburger Ortsteil Hege gebaut. Träger der Einrichtung ist ein Zweckverband, den die drei Gemeinden Wasserburg, Bodolz und Nonnenhorn bilden. In dem dreiflügeligen Neubau entstehen 73 Zimmer, in denen bis zu 88 Senioren leben können. Ungewöhnlich ist die Form der Finanzierung. PPP (Public-Private-Partnership) heißt das Modell. 'Eine Zusammenarbeit von öffentlicher Hand und privatem Kapital', beschreibt es Thomas Eigstler. Gebaut wird das Haus von dem Friedrichshafener Investor Josef Wund. Er stellt das Gebäude einschließlich Einrichtung zum 1. Januar 2006 zur Verfügung. Als Kosten veranschlagt waren 6,5 Millionen Euro. Wie teuer oder günstig das Haus letztlich kommt, ist für den Zweckverband von untergeordneter Bedeutung: Er mietet das Haus zu einem vertraglich festgelegten Preis. Gebaut wird in enger Abstimmung mit dem Zweckverband. 'Die Planung ist komplett auf uns zugeschnitten', sagt Christoph Brinz. Der Scheffauer ist seit fünf Jahren Geschäftsführer des Zweckverbandes. Beispiel Einrichtung: Innerhalb eines festen Budgets konnte die der Zweckverband bestimmen. Angeschafft wurde sie dann von Wund. Noch eines ist ungewöhnlich.
Der Investor verzichtet auf Zuschüsse, die bei einem Bau von Pflegeheimen normalerweise vom Land, dem Kreis und den Gemeinden fließen. Und zwar reichlich. Pro Platz beträgt die Höchstförderung derzeit 45000 Euro. Macht alles in allem fast vier Millionen, die sich die öffentliche Hand spart, rechnete Eigstler beim Richtfest vor. Und zwar zwei Millionen der Freistaat, 1,3 Millionen der Kreis und mehr als 600000 Euro die beteiligten Gemeinden. 'Alles Geld, das wir theoretisch in Anspruch nehmen könnten' (Eigstler). Freuen können sich auch die künftigen Bewohner des Neubaus. Der 'Investitionstagessatz' liegt in Hege bei 15,64 Euro für ein Einzelzimmer. Damit sei man 'billiger als alle anderen Neubauten weit und breit', berichtet Eigstler. Ersparnis für die Bewohner: rund 70 Euro im Monat. 'Private bauen einfach billiger', formuliert Christoph Brinz eine Erkenntnis aus dem Projekt. Das hat Gründe: Private verhandeln mit den Firmen. Das darf der Zweckverband nicht. Der, so Eigstler, sei bei öffentlichen Ausschreibungen an das billigste Gebot gebunden, während Wund teils mit bewährten Firmen zusammenarbeite. Etliche davon kommen übrigens aus der Region. Zu den Vorteilen zählt auch eine vergleichsweise kurze Bauzeit. Mitte Januar wurde offiziell begonnen. Mitterweile ist nicht nur der Rohbau fertig, 'die Fenster sind gesetzt und ein großer Teil der Installationen fertig', sagte Wund. Die Weihnachtsfeier soll bereits im Neubau stattfinden. Und das, obwohl der Bau schneebedingt wochenlang ruhte. Bei einem öffentlichen Bau wäre es wohl nicht so schnell gegangen. 'Wir wären nicht in der Lage das in der Zeit zu leisten, selbst wenn wir es wollten' (Eigstler). Kein Wunder, dass das Modell mittlerweile auch die Regierung auf den Plan gerufen hat. Die prüft laut Eigstler, ob Hege als Pilotprojekt für künftige Pflegeheime gelten kann.