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Alte Obstsorten sollen junge Bäume robuster machen

Sigmarszell / Allgäu

Alte Obstsorten sollen junge Bäume robuster machen

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    Der Hügelscharter Grafensteiner ist ein echter und schon ziemlich alter Allgäuer. Diese beide Tatsachen machen die Apfelsorte zum Paradebeispiel eines neuen, wissenschaftlich begleiteten Projekts, das gestern in der Obstbauschule Schlachters in Sigmarszell (Kreis Lindau) vorgestellt wurde. Dabei geht es um Erhalt und Nutzung alter Kernobstsorten im Allgäu und am Bayerischen Bodensee. "Es ist ein allgäuweit fast einzigartiges Projekt, weil alle Landkreise und kreisfreien Städte mitmachen", sagt Projektinitiator Ulrich Pfanner.

    Laut dem Vorsitzenden des Fördervereins für die Obstbauschule soll das Projekt eine Art "lebendiges Museum" schaffen. Denn schließlich seien die alten, traditionellen Obstbaumsorten Kulturgüter des Allgäus. Außerdem gehe es darum, durch eine Vielzahl an Sorten einen großen Genpool zu erhalten.

    Diese Vielfalt soll für die Züchtung genutzt werden. "Eine Idee dahinter ist, zum Beispiel auf Klimawandel oder Krankheiten wie Feuerbrand mit robusteren Obstbaumsorten reagieren zu können", sagt Gwendolin Dettweiler, Geschäftsführerin des Projektträgers, der Westallgäu Bayerischer Bodensee Fördergesellschaft. Denn manche alte Sorte wie der Holsteiner Zitronenapfel zeichnen sich besonders durch die Frosthärte ihrer Blüten aus. Andere weisen typsiche Inhaltsstoffe oder Farben auf, die zur Veredelung dienen können.

    Aber nicht nur die Vielfalt in der Obstbaumzucht ist eine Idee hinter dem Projekt. "Wir wollen Kommunen, Landwirten und Privatpersonen empfehlen können, welche Bäume wo am besten wachsen und wofür sie sich am besten eignen", sagt Pfanner. Auch wenn Bäume wegen des Straßenbaus, ihres Alters oder aus anderen Gründen gefällt werden müssen, soll es künftig möglich sein, an ihrer Statt wieder die gleiche alte Sorte zu pflanzen. Dettweiler hat zudem die Urlauber im Auge: "Das Allgäu lebt gerade aus touristischer Sicht von der schönen Landschaft", sagt sie. Regionale Produkte seien in diesem Zusammenhang ebenfalls immer Thema - ob als Reisemitbringsel oder für Einheimische. Pfanner sieht darin eine Nebenerwerbsquelle für Landwirte.

    Damit all diese Ideen real werden, kartiert Hans-Thomas Bosch von der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim (Unterfranken) in den nächsten vier Jahren allgäuweit die Standorte alter Apfel- und Birnbaumsorten. Parallel dazu wird in Schlachters schrittweise ein Erhaltungsgarten aufgebaut. Dort sollen die Bäume auch vermehrt werden.

    Für die Kartierung setzt Bosch auf die Hilfe der Bevölkerung. "Es ist entscheidend, dass wir Hinweise auf die Standorte alter Bäume erhalten - egal, ob zerfallen oder nicht, solange noch etwas daran wächst", sagt er. Woran eine alte Apfel- oder Birnbaumsorte erkennbar ist, lässt sich laut Pfanner nicht klar sagen. Vom Alter des Baumes jedenfalls hänge es nicht ab. Am besten sollte ein Experte die Sorte bestimmen (siehe Infokasten).

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