Konzertzither zu spielen und als Fuhrmann mit seinen Pferden unterwegs zu sein - das waren die Jugendträume des Sepp Schleich. Beide hat er sich erfüllt. Heute ist er 77 Jahre alt, tritt immer noch als Zitherspieler auf und hat sich über sechs Jahrzehnte im Gebirgstrachten- und Heimatschutzverein Oberstdorf für die Werte und Traditionen seiner Heimat eingesetzt.
60 Jahre Trachtenverein Oberstdorf: Mit der Schuhplattlergruppe habe damals alles angefangen, erzählt Sepp Schleich. "Das war damals eine ganz große Zeit." Sieben Jahre war Schleich aktiver Plattler, dann wurde er zweiter und schließlich erster Vorsitzender des rund 1000 Mitglieder starken Vereins. Heute ist Sepp Schleich längst Ehrenmitglied und Ehrenvorsitzender und sitzt im Ältestenrat.
Gute Lösung für Oybele-Halle
In seine Amtszeit an der Spitze der Oberstdorfer Trachtler fielen große Jubiläumsfeste, unzählige Heimatabende und vor allem der Bau der Oybele-Halle, für den der Verein damals 300000 Mark geschultert hat.
"Ohne meine starke Vorstandschaft wäre das alles nicht möglich gewesen", sagt Schleich und erinnert sich an die vielen Wilde-Mändle-Aufführungen, die er auf der Bühne der Oybele-Halle miterlebt hat. "Den Wilde-Mändle-Tanz einmal unter freiem Himmel irgendwo im Oytal zu erleben, das wär heute noch mein größter Wunsch."
Heute sei es eine große Aufgabe für den Verein, die Oybele-Halle zu erhalten und auch in Zukunft erfolgreich zu bewirtschaften. Denn die Zeiten haben sich geändert und Heimatabende seien für die Gäste längst nicht mehr so attraktiv wie früher. "Wir brauchen eine gute Lösung für die Oybele-Halle", sagt Schleich. Seine Nachfolger, die "Jungen" im Verein, bemühten sich sehr um neue Konzepte. "Sie machen ihre Sache gut."
Musik und Tracht, Brauchtum und Sprache - das sind für Sepp Schleich die "vier Säulen" des Trachtenlebens. Wobei er die Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte nicht ohne Sorge sieht. Beim Dialekt sei "schon so viel verloren gegangen", klagt er und auch beim Tragen der Tracht sei viel mehr Sorgfalt notwendig. Lange Haare bei Männern in Lederhose - nach Schleichs Auffassung eine unmögliche Kombination. Oder Halloween. "Wir haben unser eigenes Brauchtum. So etwas brauchen wir hier nicht."
Neben seinem Einsatz für den Trachtenverein war Sepp Schleich auch fünf Jahre "Aushilfsbassist" in der Jodlergruppe, er war Gründungsmitglied bei der "Interessens-Gemeinschaft der Oberallgäuer Gebirgstrachten und der historischen Tracht" und zwanzig Jahre Jurymitglied beim Wertungsplatteln.
Einsatz für die Volksmusik
Dass Volksmusik und Jodellied in Oberstdorf weiterhin so intensiv gepflegt werden, wünscht er sich für die Zukunft ganz besonders. Denn Sepp Schleich ist als Zither- und Scherrzitherspieler mit der bodenständigen Volksmusik fest verbunden.
Einst reine Männersache
Im Jahr 1947 hat er mit dem "Oberstdorfer Zitherclub" eines der ersten Volksmusik-Ensembles im Oberallgäu gegründet. Sieben Spieler hatte das Ensemble damals. "Frauen hatten wir nicht in der Gruppe", erzählt er, "das war eine reine Männersache." Einige Jahre später entstand die "Oberstdorfer Hackbrettmusik", eine Gruppe, die es immer noch gibt. Sepp Schleich ist heute, nach 50 Jahren, nicht nur der älteste Spieler im Ensemble sondern auch der einzige, der all die Jahre treu dabei geblieben ist.
Für sein Engagement für die Saitenmusik ist Sepp Schleich bereits von der Gemeinde geehrt worden.