Stephan Sörgel hat in sechs Monaten Bosnien-Einsatz viel an Lebenserfahrung gewonnen Kempten/Rajlovac (li). Sechs Monate war Stephan Sörgel als Wehrpflichtiger freiwillig beim SFOR-Einsatz der Bundeswehr in Bosnien. Jetzt kehrte der 20-jährige Sanitäts-Hauptgefreite nach Kempten zurück und erzählt über seine Erfahrungen auf dem Balkan.
In dem halben Jahr im Feldlager Rajlocav habe er sich sehr viel Menschenkenntnis angeeignet, einiges von Land und Leuten gesehen und damit Lebenserfahrung gewonnen.
Seine Mutter sei anfangs über seinen Einsatz geschockt gewesen, erinnert sich der Hauptgefreite. Doch Briefe, Telefon und e-mails hätten die Trennung von Familie und Freundeskreis erträglich gemacht.
Auf dem ehemaligen Flugplatz war der Angehörige des Gebirgssanitätsregiments 8 mit sieben Kameraden für die Wäsche der rund 500 deutschen Soldaten zuständig. Jeden Tag schleppten sie rund 150 Wäschesäcke und Wäsche aus Operationssälen und Arztzimmern an eine große Industriemaschine und acht handelsübliche Waschmaschinen. In zwei Schichten kümmerten sich die 'Waschbären' auch um das gute Tuch der Kollegen auf den Außenposten. Dadurch kam Sörgel immer wieder ins Umland, das er landschaftlich mit dem Allgäu vergleicht.
In der Feldwäscherei waren vier einheimische Frauen als Bügelkräfte angestellt. Von ihnen erfuhr der ehemalige Postzusteller, wie wichtig die Präsenz der internationalen SFOR-Truppe in Bosnien für das friedliche Zusammenleben sei.
Auf dem Stützpunkt sind neben der Bundeswehr auch Italiener, Franzosen, Spanier, Portugiesen und Albaner sationiert. Mit ihren verbrachte Sörgel einen Teil seiner Freizeit, beispielsweise bei gemeinsamen Grillabenden oder beim Joggen. Überhaupt sei Kameradschaft beim Auslandseinsatz groß geschrieben: 'Eine Privatsphäre gibt es nicht, weil man ständig seinen Kameraden über den Weg läuft'. Auch der Abstand zwischen Mannschaften und Offizieren werde sehr gering.
40 zusätzliche Stellen
Das Kemptener Regiment ist an allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr beteiligt gewesen und will nun mehr Anreize für eine Fachdienst-Ausbildung bieten. Allein für den laufenden KFOR-Einsatz in Prizren wurden 40 zusätzliche Stellen für Zeitsoldaten genehmigt. Seit dem 1. April gibt es zudem die Möglichkeit, Soldaten aus dem Grundwehrdienst in die Laufbahn zum Fachdienst-Unteroffizier oder Feldwebel zu übernehmen.
Inzwischen sind die Tränen getrocknet, die Stephan Sörgel beim Abschied in Rajlovac und der Ankunft in Kempten vergossen hat. Er will sich für acht Jahre verpflichten und rechnet mit weiteren Auslandseinsätzen. Doch jetzt macht er erst einmal Urlaub im Süden und fliegt in die Türkei. Sechs Monate lang kümmerte sich Stephan Sörgel um die Wäsche im Feldlager Rajlovac. Jetzt kehrte der Hauptgefreite zurück in die Kemptener Artilleriekaserne und möchte sich für acht Jahre beim Gebirgssanitätsregiment 8 verpflichten. Foto: Ralf Lienert