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Als Unterhemd ein dünner Pelz vom Kalb

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Als Unterhemd ein dünner Pelz vom Kalb

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    Unterthingau (ram). - Im Rahmen der 1250-Jahr-Feier Unterthingaus ist im Festsaal des Schlosses eine Ausstellung 'Indianisches Leben' zu sehen. Zahlreiche Informationen und Exponate sorgen für Aufklärung, dass das Indianerleben recht wenig mit den bekannten Büchern von Karl May zu tun hat. Ergänzt wird die Schau durch künstlerische Puppen von Gabi Lipp und indianische Holzschnitzereien von Michael Gerum. Peter Loose, der als 'Unterthingauer Indianer' bekannt ist, hatte schon mehrere Jahre lang eine Ausstellung in der örtlichen Schule 'im Kopf', doch irgendwie klappte es nie. Nun trug er seine Idee Bürgermeister Georg Rauch vor - 'und schon passte es'. Neben allgemeinen Informationen über Indianer sind viele Exponate ausgestellt. Besucher erfahren von Loose beispielsweise, dass die Indianer des Nordens sich mit Rentierpelz einkleiden, als 'Unterhemd' dient ein feiner Pelz vom Kalb - mit der Pelzseite zur Haut - und schon sind Minus 25 Grad und mehr kein Problem mehr. 'Da kommt man schon eher ins Schwitzen', weiß Loose aus eigener Erfahrung. 'Ich machte mein Hobby zum Beruf', sagt die freiberufliche Künstlerin Gabi Lipp aus Bad Oberdorf bei Hindelang. Als Mutter von drei Kindern und mit einer Liebe zur Herstellung von Textilpuppen war ihr beruflicher Weg vorgezeichnet. Allerdings gefallen ihr im Rückblick die früher gefertigten Hexen, Bergsteiger und Wilderer gar nicht mehr. Sie hatten 'zu wenig Ausdruck', sagt Lipp selbstkritisch. Folglich entstanden in einer eigenen entwickelten und verfeinerten Technik schöne und ausdrucksvolle Gesichter ihrer kleinen Kunstwerke. Als 'Gerüst' fertigt die Künstlerin ein Drahtgestell und modelliert es mit Watte. Das Gesicht ist dann das Besondere: Über einen Wattebausch stülpt sie eine Strumpfhose, aus der durch Einnähen ein zur jeweiligen Puppe erwünschtes Gesicht entsteht. Ein Indianer hat somit oft ein 'wettergegerbtes' Gesicht, ein Kinder- oder Elfengesicht fällt dagegen wesentlich feiner aus. Dazu kommt selbst genähte Kleidung aus verschiedensten Stoffen oder Fellen, Schuhe aus Wildleder sowie 'echte' Waffen, Werkzeuge oder Musikinstrumente.

    Puppen für Demi Moore Neben ethnischen Puppen stellt die 57-jährige Bad Oberdorferin auch Fabelwesen, Feen und Allgäuer Figuren her. Ihre Puppen besuchten schon Ausstellungen in Paris, New York, Chicago, Florida und Japan. 13 ihrer Puppen 'wanderten aus' nach Amerika ins große Puppenhaus (mit über 5000 Puppen) von US-Schauspielerin Demi Moore. Und im Puppenmuseum von Neustadt bei Coburg sind ebenfalls Bad Oberdorfer Unikate zu bewundern. Vom gleichen Haus erhielt sie den 'Puppen-Oskar' für ihr Lebenswerk. Mit Kunst und Mystik der Indianer sowie den Sagen dieser Menschen befasst sich der Schnitzer Michael Gerum aus Eurishofen (Gemeinde Jengen). Seine Werke ziert er mit einem krähenähnlichen, schon lange ausgestorbenen schwarzen Vogel. So ergab sich sein Indianer-Name 'Crow-Mike' - übersetzt etwa 'Krähen-Michel'. Die Absaroke-Indianer am Little Big Horn in Montana besuchte Gerum schon viermal, von den Kiowa/Apache-Indianern in Oklahoma wurde er in den Stamm aufgenommen - mit dem treffenden Namen 'Messermann'. Seine Schnitzkunst brachte sich 'Crow-Mike' selbst bei. i Die Indianer-Ausstellung ist geöffnet von Montag bis Freitag täglich von 8 bis 12 Uhr und zusätzlich donnerstags von 14 bis 18 Uhr. Am Samstag und Sonntag ist von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Führungen werden nach Anmeldung unter Telefon (08377) 1585 durchgeführt. Die Ausstellung läuft bis zum 6. März.

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