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Als Kleid diente ein umgenähter Fallschirm

Kempten

Als Kleid diente ein umgenähter Fallschirm

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    Als Kleid diente ein umgenähter Fallschirm
    Als Kleid diente ein umgenähter Fallschirm Foto: thomas gretler

    Der 2. August ist für Elisabeth und Johann Hundegger ein ganz besonderer Tag. Und das seit 65 Jahren. Am gestrigen Montag feierte das Paar Eiserne Hochzeit. Die beiden lernten sich kennen, als Johann Hundegger als verwundeter Soldat nach Bad Tölz kam. Elisabeth Dürre war dort beim Reichsarbeitsdienst als Führerin beschäftigt. Als der junge Soldat wegen seiner Verletzungen nach nur wenigen Stunden in amerikanischer Gefangenschaft wieder freikam, verlobte er sich noch am selben Tag mit der Frau seines Herzens. Am 2.August 1945 wurde geheiratet. "Das Hochzeitskleid war ein umgenähter Fallschirm", erinnert sich der heute 86-Jährige und erklärt, warum es keine Bilder von der Hochzeit gibt: "Ich hatte einen Film vom Schwarzmarkt gekauft, meine Schwester hat fotografiert. Als wir den Film entwickeln wollten, stellte sich heraus, dass kein Film, sondern nur Papier im Fotoapparat war."

    Das Ehepaar sitzt in seinem Wohnzimmer und erzählt von vielen gemeinsamen Abenteuern der vergangenen Jahre. In einem Regal reiht sich Buch an Buch, Bilder hängen an den Wänden und Erinnerungsstücke stehen auf kleinen Tischchen. Denn eines der größten Hobbys des Paares ist das Reisen. Die erste - die Hochzeitsreise - ging von Bad Tölz auf der Autobahn nach Berchtesgaden, zu zweit auf einem Fahrrad. Den Hochzeitsstrauß, fünf Nelken, hatte das Paar mit einem Draht daran befestigt. Seither bereisten die Hundeggers mit dem Wohnwagen zahlreiche europäische Länder, aber auch dreimal Afrika.

    "An meinem Mann schätze ich besonders seine Geduld", meint Elisabeth Hundegger. Auf die Frage, was ihm an seiner Frau besonders gut gefällt, überlegt Johann Hundegger nicht lange: "Alles", sagt er und schwärmt: "Sie kocht sehr gut, hat Geschmack und sie hat all unsere Urlaube immer super vorbereitet."

    Die heute 92-Jährige arbeitete nach dem Krieg in verschiedenen Büros, während ihr Mann 32 Jahre lang bei einem Versicherungsunternehmen beschäftigt war. Seinen eigentlich erlernten Beruf Kunst- und Möbelschreiner konnte er wegen seiner Kriegsverletzung nicht mehr ausüben. Der einzige Sohn, der nach vier Ehejahren geboren war, ist bereits verstorben.

    Und so freut sich das Jubelpaar besonders über den Besuch von Bürgermeister Josef Mayr, der den beiden "noch viele weitere Jahre in Gesundheit und Glück" wünscht. (job)

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