Kreuzthal-Eisenbach (ada). - Wildente Fipsi thront mit ihren drei Kleinen auf einem riesigen Heuhaufen im weit geöffneten Kuhstall. Von hier aus überwacht sie alle Ankömmlinge. Autofahrer begrüßt sie laut schnatternd. Flügelschlagend erhebt sie sich, um ihren Nachwuchs zu schützen. Erst kürzlich hat sie einen Berner Senn verjagd, winselnd sei er vom Hof der Familie Schad davongeschlichen. Dort wohnt Fipsi. Noch vor einem Jahr war Fipsi ein kleines Küken. Die Schads haben es in der Nähe eines Weihers gefunden und auf ihrem Hof großgezogen (wir berichteten). Die Wildente wurde der beste Freund des jetzt fünfjährigen Sohnes Anton. 'Sie ist mir immer hinterher gelaufen: durch den Garten, in die Küche, sogar zum Fernsehen', erzählt Schad junior. Alles hat Fipsi mit Anton zusammengemacht, er war ihr Papa, ergänzt Antons Mutter Beatrix Schad.
Doch schließlich wollte die kleine Ente fliegen lernen. Immer wenn jemand wegfuhr, nahm Fipsi Anlauf und versuchte dem Auto zu folgen. 'Ihren ersten größeren Flug startete sie an einem Sonntag.' Denn da flatterte sie Beatrix Schad in die Kirche hinterher. Doch Fipsi blieb ihrer Familie treu, kehrte immer wieder auf den Hof zurück und wollte offenbar keine richtige Wildente werden. Umso größer war die Überraschung, als Fipsi gleich nach der Schneeschmelze drei Eier legte. Im Mai schlüpften die Küken: Tick, Trick und Track. Richtig unterscheiden kann der kleine Anton die drei noch nicht, aber 'wenn ich Quacks Quacks rufe, wissen sie, dass es Futter gibt und kommen zu mir', erzählt der Fünfjährige. Fipsi ist mittlerweile erwachsen geworden, hat eine eigene Familie und braucht nun Anton nicht mehr. 'Ich bin sehr traurig', gesteht der Bub zögernd: 'Nah zu mir kommt sie nur noch, wenn ich im Garten arbeite. Dann zwackt sie mich in Hände und Füsse und will Würmer von mir.' Ansonsten tollen die Enten im Garten, tauchen im eigenen Weiher oder plantschen in einem kleinen Becken. Und am Abend führt Anton die vier Enten in ihren Stall, in Sicherheit vor Fuchs und Habicht.