In ihren 58 Jahren, die Luise Lutzenberger bereits zum Rummel nach Kaufbeuren kommt, hat die 87-Jährige viel erlebt. Anfangs war sie noch mit ihren Schwiegereltern, Schaukel und Schießbude auf dem damaligen Festplatz am Bahnhof und am Plärrer vertreten.
"Das waren aber damals noch mehr Märkte als ein richtiger Rummel", erinnert sie sich. Erst als 1960, also vor 50 Jahren, der Betrieb auf den Festplatz an die Neugablonzer Straße umzog, wurde ein richtiger Rummelplatz daraus. "Wir hatten eine wirklich schöne Zeit, unser Karussell war zu Beginn noch etwas Besonderes. Inzwischen ist die Konkurrenz viel größer." Doch obwohl die Zeiten härter geworden sind, kann sich Luise Lutzenberger keinen schöneren Beruf als Schaustellerin vorstellen. "Wenn ich noch mal geboren würde, würde ich es definitiv wieder genauso machen." Ebenfalls Schausteller aus Leidenschaft sind Erwin und Rosemarie Fischer, die mit ihrem Schießwagen seit 40 Jahren auf dem ehemaligen Schuttplatz an der Neugablonzer Straße vertreten sind. Früher stand ihr Wagen noch direkt neben dem Bierzelt, bis irgendwann der Biergarten dazukam. "Dann mussten wir umziehen", erklärt Rosemarie Fischer.
Sie erinnert sich noch gut an die alten Fahrgeschäfte. "Da gab es noch Schiffschaukeln, einen Sessellift oder eine Berg- und Talbahn. Die findet man heute nirgends mehr." Schließlich musste vor vierzig Jahren das meiste auch noch von Hand aufgebaut werden.
Dass das bei den heutigen, hochmodernen Fahrgeschäften gar nicht mehr ginge, weiß auch Lia Zehle, deren Mann die Firma Manfred Zehle mit mehreren Fahrgeschäften betreibt. Der "Top-Spin-Fresh", mit dem sie heuer angereist sind, benötigt zum Aufbau einen riesigen Autokran. "Man muss den Besuchern immer wieder etwas Neues bieten, sonst wird es schwierig", so Zehle. Vor 52 Jahren war das Ehepaar noch mit der "Tarantella" am Plärrer, später folgten der "Musikexpress", der "Stern von Rio" oder der "Mondlift", den inzwischen die Tochter übernommen hat. "Ich weiß noch, dass der jetzige Festplatz anfangs lediglich eine platt gewalzte Schotterdecke hatte und unsere Fahrgeschäfte immer einige Zentimeter absackten, sodass wir Holzklötze unterlegen mussten", erzählt Lia Zehle. Doch nicht nur der Untergrund - inzwischen ist ein guter Teil des Areals asphaltiert - hat sich verändert.
"Zu Anfang endete der komplette Tänzelfestzug noch hier draußen, die Kinder kamen in ihren Kostümen zu uns." Und auch das Lagerleben habe dem Rummel einiges an Kundschaft entzogen. "Der Betrieb hat früher bereits am Freitag angefangen und dauerte elf Tage, jetzt beginnen wir erst am Samstag." Aber: "Volksfeste wird es immer geben, deshalb blicke ich positiv in die Zukunft."
Damit der Betrieb am Festplatz rund läuft, ist Platzmeister Günther Becker für die Schausteller zuständig. Seit mittlerweile 20 Jahren trifft er die Auswahl der Fahrgeschäfte, koordiniert den Aufbau und hat für die Betreiber immer ein offenes Ohr - und das alles ehrenamtlich. "Als ich 1990 angefangen habe, gab es rund 20 Fahrgeschäfte, inzwischen sind es knapp 30", so Becker. Und damit sei der Platz dann auch voll.
Die Schausteller schätzen Becker, der sich für den Rummel jedes Jahr rund zwei Wochen Urlaub nimmt. "Günther Becker hat den Laden hier voll im Griff, er leistet tolle Arbeit", so Lia Zehle. Deshalb sind sich auch alle einig, dass sie noch viele Jahre zum Tänzelfest-Rummel an die Neugablonzer Straße kommen wollen.