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Als die bayerische Revolution auch Füssen erreichte

Füssen

Als die bayerische Revolution auch Füssen erreichte

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    Als die bayerische Revolution auch Füssen erreichte
    Als die bayerische Revolution auch Füssen erreichte Foto: boxler

    Sie galt bislang großteils als "weißer Fleck" in der Füssener Stadtgeschichte: Die Zeit der bayerischen Revolution 1918/19. Licht ins Dunkel brachten nun acht Füssener Gymnasiasten im Rahmen ihrer Facharbeit. Erste Ergebnisse des Projektes "Revolution in Bayern - was war in Füssen?" präsentierten sie jüngst bei einem Vortrag im Colloquium des Klosters St. Mang. Sie beeindruckten damit viele Zuhörer, darunter auch Bürgermeister Paul Iacob.

    Das Haus der Bayerischen Geschichte hatte die Schüler zur Recherche ermuntert. "Oft war es nicht leicht, die Schätze im Stadtarchiv auszugraben", erläuterte Kursleiterin Andrea Riedel: "Schon allein die Handschrift machte Probleme." Nur gut, dass Archivarin Ruth Michelbach den jungen Geschichtsforschern mit Rat und Tat zur Seite stand.

    Eine Fundgrube war zudem die Heimatzeitung (Füssener Blatt, heute Allgäuer Zeitung) jener Zeit. Kursleiter Christian Saling, der den Abend moderierte, fotografierte die Quellen zur Bearbeitung daheim am PC. "Wir konnten ja nicht im Archiv übernachten", so die Schüler.

    Ihre Referate veranschaulichten die Umwälzungen in Füssen vom Ende des Ersten Weltkriegs über die Rätebewegung bis zum Ausblick auf die 1920er Jahre. So standen den bedrückenden "Ehrentafeln für die ruhmreichen Opfer" in der Lokalzeitung Artikel über "Ersatzstoffe" für die oftmals fehlenden Lebensmittel gegenüber.

    Arbeiter- und Bauernrat

    Gleich nach Gründung des bayerischen Freistaats wurde auch in Füssen dem Arbeiter- und Bauernrat die öffentliche Gewalt übertragen und das Füssener Blatt schwenkte auf die neue Linie ein. Zum Hintergrund erläuterte Saling die besondere Situation der Stadt mit fast 1000 Beschäftigten der Seilerwarenfabrik, denen die meist liberale Bürgerschaft gegenüberstand.

    Anhand des Lebenslaufs von Dr. Adolf Moser, dem ersten SPD-Bürgermeister Bayerns, klärte sich die Neuorientierung des Deutsch-Liberalen hin zum Sozialismus als Bewunderer Kurt Eisners. Jedoch beließ er auch im Wohlfahrtsausschuss das deutliche Übergewicht beim Magistrat.

    Im Großen und Ganzen wurde in Füssen gemäßigt agiert, die Wirkung der revolutionären Räte war bescheiden. Man wollte keine "russischen Verhältnisse". Die Einwohnerwehr sollte in der Stadt, in der es noch keine Garnison gab, Plünderungen oder gar einen Putsch auf das Rathaus verhindern. Regierungsbulletins hingen am "Lügenbaum", als für die Bevölkerung Heizmaterial und Essen an erster Stelle standen.

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