Teilnehmer einer Podiumsdiskussion erörtern Pläne in Oberstdorf Auch kritische Stimmen. Von unserem Redaktionsmitglied Werner Kempf Oberstdorf Die Oberallgäuer Politiker träumen weiterhin von der Austragung der olympischen Winterspiele im Jahr 2010 oder zu einem späteren Zeitpunkt. 'Wir haben die Voraussetzungen, um eine derartige Großveranstaltung auf die Beine zu stellen', sagte Oberstdorfs Bürgermeister Eduard Geyer bei einer Podiumsdiskussion der Jungen Union Oberallgäu in Oberstdorf.
Wie bereits berichtet, möchte Geyer der Initiative von München, Berchtesgaden, Garmisch-Partenkirchen und Reit im Winkl beitreten, um Olympia nach Bayern zu holen. Denn ohne Oberstdorf und das Allgäu habe eine Bewerbung keine Chance, schrieb Geyer in einem Brief an seinen Münchner Amtskollegen Christian Ude. Sollte nämlich das Allgäu nicht berücksichtigt werden, werde man sich andere Partner suchen, drohte das Oberstdorfer Gemeindeoberhaupt. In Frage kommen die Regionen Bodensee, Vorarlberg und Schwarzwald.
Geyer sieht es als Notwendigkeit, sich ständig für Großveranstaltungen zu bewerben. Und wenn es auch mit Olympia 2010 oder der nordischen Ski-WM 2005 nichts werden sollte, 'müssen wir immer am Ball bleiben'. Ein sportliches Großereignis hätte Investitionen in die bestehenden Sportstätten und in die Infrastruktur zur Folge. Wenn die Region auf die Bewerbung von sportlichen Highlights verzichte, 'sind wir eines Tages weg vom Fenster'. Denn neben der Konkurenz in Garmisch-Partenkirchen und Berchtesgaden bemühten sich die Wintersportzentren in Oberwiesenthal und Oberhof zunehmend um internationale Veranstaltungen im Skispringen.
Dass die Skisprungschanzen in Oberstdorf nicht mehr auf dem neuesten Stand sind, betonte Andi Bauer, Skisprung-Trainer der deutschen B-Nationalmannschaft. Der Trend gehe zu Großschanzen, die mit Matten und einer Keramikspur ausgestattet sind. Ferner werde eine Flutlichtanlage für Übertragungen am Abend künftig Standard sein, 'um die Auflagen des Fernsehens zu erfüllen'.
Kosten der Kommune
Dadurch kämen Kosten auf die Kommune und den örtlichen Skiclub zu. Die Region bräuchte aber noch weiteres Kapital. Olympia-Bewerbungen sind teuer. Das schweizerische Sion, das den Zuschlag für die Winterspiele 2006 wollte, musste 20 Millionen Mark auf den Tisch legen, berichtete Oberstdorfs Sportreferent Oskar Fischer.
Die Medien würden bei olympischen Spielen für einen großen Werbewert für das Allgäu sorgen, meinte Annette Geiger, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Allgäu/Bayerisch-Schwaben. Doch nach den Spielen flaue der Bekanntheitsgrad wieder ab. 'Wer fährt denn in den Winterurlaub in die Olympiaorte Nagano oder Lillehammer?', fragte Annette Geiger.
Für die Besucher, die während Olympia ins Allgäu kämen, 'stehen genügend Kapazitäten zur Verfügung', meinte Robert Frank, Kreisvorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes. 'Die 17 000 Betten in Oberstdorf reichen auf alle Fälle aus.'
Und auch in der Umgebung seien genügend Quartiere für die Austragung von Olympische Winterspielen vorhanden, sagte Landrat Gebhard Kaiser. Schließlich soll die ganze Region bei einem Zuschlag 2010 oder später profitieren. Auch bei der Erschließung des Allgäus mit der Bahn und bei weiteren Straßenbau-Maßnahmen 'könnte uns Olympia helfen', betonte Kaiser.