Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Allgäu - das ist mir vielleicht so aposne Marke

Allgäu

Allgäu - das ist mir vielleicht so aposne Marke

    • |
    • |

    Von Stefan Binzer Gegen eine Marke Allgäu, die so bekannt ist wie Nivea, Daimler Chrysler oder Uhu, dürfte in der Region niemand etwas haben. Alle paar Tage kommt derzeit dieses Thema auf die Tagesordnung bei Treffen von Politikern, Touristikern, Werbe-Profis oder Leuten aus der Wirtschaft. Denn das Allgäu hat beim Bekanntheitsgrad noch Nachholbedarf. Fragen Sie mal jemand in den USA oder auch nur in Großbritannien, ob er das Allgäu kennt? Fehlanzeige! Das einzige weltbekannt Objekt aus dem Allgäu ist Schloss Neuschwanstein. Dummerweise wird das in den ausländischen Köpfen mit Bayern verbunden und nicht mit dem Allgäu. National sieht es besser aus: da wissen knapp zehn Prozent der Bevölkerung etwas mit dem Begriff Allgäu anzufangen. Nur was bekannt ist, wird gekauft. So läuft das Geschäft, auch im Tourismus. Das ist aber noch nicht die ganze Wahrheit. Auch der Inhalt muss stimmen. Wer einmal auf einen Autoverkäufer reingefallen ist, der das tollste Geschoss aller Zeiten angepriesen hat, das aber bald mit Motorschaden stehen geblieben ist, der wird so schnell nicht wieder eine Karosse dieser Marke kaufen. Auch muss ein Produkt sympathisch besetzt sein. Um beim Beispiel Auto zu bleiben: Wer bei Lada eher an einen russischen Lkw als an ein bequemes Gefährt denkt, wird nicht zugreifen, auch wenn der Preis relativ günstig ist. Inhalt, Sympathie, Bekanntheit: Bei Inhalt und Sympathie liegt viel an Land und Leuten: Wer freundlich zu den Gästen ist und qualitativ ansprechende Hotels oder gute Pensionen bietet, wer tolle Skipisten, Wanderwege oder Bäder vorweist, hat schon mal seine Hausaufgaben gemacht. Bleibt die Bekanntheit.

    Diese zu steigern, hat sich die Allgäu Marketing Gmb H aufs Banner geschrieben. Deren Chef Bernhard Joachim möchte am liebsten ausreichend finanzielle Mittel, um im Ausland kräftig die Werbetrommel zu rühren. Denn schließlich machen uns die Österreicher das vor. Warum den englischen, polnischen, russischen oder skandinavischen Markt der Konkurrenz überlassen? Das fragt sich Joachim, der im Ausland noch viel Potenzial für neue Urlaubs-Kundschaft sieht. Anderer Meinung ist da Tourismus-Professor Dr. Alfred Bauer von der Fachhochschule Kempten. Er plädiert für eine Konzentration auf die bestehenden Urlaubermärkte. Weil Image-Kampagnen im Ausland teuer seien und ewig lange dauern bis sie wirken, sollte sich Bauers Meinung nach das Allgäu auf seine Stammkundschaft konzentrieren und im Ruhrpott, bei den Hessen und Schwaben verstärkt werben. Wer hat nun Recht, Joachim oder Bauer? Wohl beide. Die Stammkundschaft zu pflegen gehört sicher zum Muss aller Werbe-Aktivitäten. Leute aus - sagen wir mal Dortmund -, die in der dritten Generation zum Teil mehrmals pro Jahr ins Allgäu kommen, bilden die Basis des Tourismus hierzulande. Darüber hinaus dürfen aber neue Kunden nicht links liegen gelassen werden. Wobei arg aufzupassen ist, dass nicht über billige Pauschal-Angebote der Sauf-Tourismus ins Allgäu geholt wird. Wer einmal auf Mallorca oder auf Rhodos rotzbesoffene und krakeelende Engländer, Schweden oder Deutsche erlebt hat, wird in Zukunft einen Bogen um diese Inseln machen. Ein gutes Image kann auch schnell kippen. Soll ja später keiner sagen: Mensch, Allgäu, das ist vielleicht so 'ne Marke'.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden