Vor gut einem Monat sorgte die Nachricht nach einer nicht öffentlichen Sitzung des Immenstädter Stadtrates für eine dicke Schlagzeile in unserer Zeitung: Die Stadt will das historische Schlossgebäude auf dem Marienplatz an einen privaten Investor aus dem Oberallgäu verkaufen, um Geld zu sparen. Damit das Gebäude auch in Zukunft von der Öffentlichkeit genutzt werden kann, kündigte Bürgermeister Armin Schaupp an, Details in einem Vertrag festzuschreiben. Noch will die Stadt den Namen des Privatmannes nicht offiziell preisgeben. Die Heimatzeitung hat sich im Städtle zu den Plänen umgehört:
Isolde Tröbelsberger ist der Meinung: "Die Stadt kann froh sein, dass sie jemanden gefunden hat, der das Schloss kaufen und darin investieren will." Die Immenstädterin fände es "super, wenn "etwas Gescheites daraus wird." Von Außen sei das Gebäude - trotz teilweiser Sanierung - freilich schon lange keine Schönheit mehr. Dass die Gästeinformation weiter im Schloss bleiben soll, begrüßt sie ebenfalls: "Aber dann sollte auch der Eingangsbereich einladender für Gäste gestaltet werden." Bisher sei es dort viel zu dunkel.
Gerhard Klein, Mitarbeiter im Immenstädter Stadtarchiv, sagt: "Angesichts der finanziellen Situation der Stadt, befürworte ich die Privatisierung des Schlosses." Für Klein ist jedoch von besonderer Bedeutung, dass der historische Schlosssaal mit Stuckdecke und die stadtbildprägende Fassade des Gebäudes inmitten des Stadtzentrums erhalten bleiben.
"Es muss vertraglich abgesichert sein, dass die Räumlichkeiten auch weiterhin von der Öffentlichkeit genutzt werden dürfen", fordert er. Außerdem sollten seiner Meinung nach die Belange des Denkmalschutzes weiterhin berücksichtigt werden.
Franz Ettensberger, der in vierter Generation seit 17 Jahren die Schlossbäckerei betreibt, sagt: "Bevor die Stadt das Gebäude aus Geldmangel verfallen lassen muss, ist es besser, das Ganze in private Hände zu geben." Lediglich Kempten habe mit der Residenz ein ähnlich schönes, historisches Haus zu bieten, während Sonthofen "ganz anders gewachsen ist" und keinen richtigen Kern habe.
Ettensberger sieht jedoch die Gefahr, dass sich zu viele Veranstaltungsräume wie etwa das Literaturhaus, die Schrannenhalle oder der Hofgarten in Immenstadt Konkurrenz machen könnten.
Christina Rehle von der gleichnamigen Metzgerei auf dem Marienplatz findet es "grundsätzlich gut, dass etwas passiert" im Städtle. Alles, was für mehr Frequenz in der Innenstadt sorge, begrüße sie: "Es ist alles gut, was den Marienplatz belebt." Ihrer Meinung nach zeigt der private Investor Mut, ein große Summe Geld in das historische Gebäude zu stecken. Obwohl es für die Stadt sicher wichtig sei, einzelne Details für die künftige Nutzung zu klären, warnt Rehle davor, dem neuen Besitzer allzu große Auflagen zu machen.
Bori Kössel, seit zwanzig Jahren Chef von Optik und Foto Kössel, sagt: "Ein einheimischer privater Investor ist ein Glücksfall für die Stadt." Kössel erhofft sich durch ein neues Konzept eine Belebung des Stadtzentrums: Was zähle seien mehr Besucher und ein qualitativ hochwertiges Angebot. "Ich kann mir gut eine Art Viktualienmarkt vorstellen mit einheimischen aber auch internationalen Produkten." Dem Investor solle die Stadt erstmal kein zu enges Korsett anlegen, sondern "ihn erstmal schlüssige Pläne machen lassen."
Walter Kössel, Vorsitzender des Heimatvereins, bedauert, dass die Stadt das Schloss aus der Hand gibt. "Schließlich hat sie es vor fünf Jahren gekauft, um Einfluss nehmen zu können, was damit passiert." Kössel wüsste gerne genauer, was der künftige Besitzer vor hat. "Auf jeden Fall sollte der Rittersaal, das Prunkstück im Schloss, erhalten bleiben und weiter für die Öffentlichkeit zugänglich sein.
" Der Heimatvereinsvorsitzende hofft, dass das Amt für Denkmalschutz "weiter ein Auge" auf die Fassade haben wird, damit die Schlichtheit des Gebäudes bewahrt bleibe. Wenn das festgeschrieben werde, sagt Kössel: "Dann kann ich damit leben."