Entlass-Feier am Gymnasium: Lob für Schüler und Lehrer, Kritik am Bildungssystem Marktoberdorf/Ostallgäu (ek). Der 39. Abiturjahrgang werde als ein sehr guter in die Annalen des Marktoberdorfer Gymnasiums eingehen. Denn viele Schüler hätten durch 'außergewöhnliches Engagement' weit über den Lehrplan hinaus beeindruckt, lobte Direktor Dr. Lorenz Deuringer seine Abiturienten bei der Entlass-Feier.
Dass alle 78 Prüflinge ihr Abitur bestanden haben, freue ihn besonders, so Deuringer. Rund 56 Prozent der Kinder, die 1992 in der fünften Klasse anfingen, hätten das Ziel erreicht. 'Der bayerische Durchschnitt liegt bei 29 Prozent, also ist dieser Jahrgang ein besonders erfolgreicher', betonte der Direktor. Deuringer hob die Leistung einer Schülerin hervor: Anna Felder habe die Stipendiumsprüfung für besonders Begabte gemeistert.
Der Oberstudiendirektor ging auch auf die aktuelle Pisa-Diskussion ein: Es reiche nicht aus, die Lehrpläne zu entrümpeln, denn Jugendliche wachsen zunehmend mit schwierigeren Rahmenbedingungen auf. Die Konsum- und Freizeitgewohnheiten hätten sich verändert, dazu komme, dass viele Eltern sich aus der 'Überwachung der häuslichen Vorbereitung auf den Unterricht' zurückzögen. 'Die Ganztagesschule wird unser Bildungssystem in naher Zukunft ergänzen und auch die Verkürzung des Gymnasiums auf acht Jahre wird nicht mehr lange auf sich warten lassen', meinte Deuringer.
Die Abiturienten sollten die Schulzeit nicht nur als Prüfungsmarathon in Erinnerung behalten, unvergesslich blieben sicherlich Schullandheim-Aufenthalte, Thaterbesuche oder Studienfahrten. In den neun Jahren seien sie zu Persönlichkeiten mit eigenen Ideen und Zielen herangereift. Diese Ideen sollten sie auch in Zukunft konsequent umsetzen. 'Euer Abi-Gag-Motto, ,die Durststrecke hat ein Ende`, verstehe ich so, dass sich bei euch im Laufe der Schulzeit ein Durst nach Wissen weiterentwickelt hat und in diesem Sinne wünsche ich euch für die nächste Durststrecke alles Gute', sagte Deuringer.
Gute Wünsche für die Zukunft richteten auch Arthur Groß vom Förderverein des Gymnasiums, Elternbeiratsmitglied Wilhelm Pelzer und Elterbeiratsvorsitzende Otti Breiner an die Schulabgänger. Groß überreichte den Autoren der besten Facharbeiten, Christian Fuhrmann, Anna Felder, Frank Hesmer, Barbara Noske, Claudia Schmid, Klaus Neumann, Dorothée Orendi, Florian Eigler und Susanne Jahn, ein Buchgeschenk. Der Elternbeirat ehrte die drei Jahrgangsbesten, Anna Felder, Nicole Bayrhof und Frank Hesmer. Doch Breiner betonte: 'Noten alleine machen keine Kompetenz.' Viele der Abiturienten zeichneten sich in musischen, sportlichen, sozialen oder künstlerischen Bereichen aus, die nicht in Noten messbar seien. Initiative, Durchsetzungsvermögen und Team-Fähigkeit, zählten im Berufsleben viel mehr als die Abiturnote, sagte auch Pelzer.
'Unermüdliche Freundlichkeit'
Als vermeintlicher Vertreter eines Bildungsinstituts, das zwei Jahre lang das Marktoberdorfer Gymnasium untersucht habe, rechnete Klaus Neumann in der Schüler-Abschlussrede mit der Schule ab. Dem Nahrungsangebot, der 'unermüdlichen Freundlichkeit im Sekretariat', den Abschlussfahrten und den 'meisten Lehrern' bescheinige das 78-köpfige Tester-Team gute Noten. Negativ allerdings fiel die Beurteilung des oft '32 Grad heißen Lernklimas' und auch des Angebots an zusätzlichen Grundkursen aus. Die Schule habe trotz großen Interesses der Schüler beispielweise keinen Foto- oder Informatikkurs anbieten können. 'Bildung ist zwar teuer, aber Unwissenheit kommt stets teurer', kritisierte der Abiturient das Bildungssystem.
Der Unterstufen- und der Abichor gestalteten die Entlass-Feier musikalisch und ernteten dafür tosenden Applaus.