Kaufbeuren (avu). Die Turbulenzen um die insolvente Kaufbeurer Victory Media AG gehen weiter. Unter den Anlegern wird nun Kritik an personellen Veränderungen an der Unternehmensspitze laut. Die Umbesetzungen hatte Firmengründer Franz Landerer in die Wege geleitet, nachdem staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen ihn und weitere Beschuldigte wegen des Verdachts auf Betrug, Untreue und Steuerhinterziehung bekannt geworden waren. Unter dem Dach der Victory AG gibt es viele Fondsgesellschaften, an denen 8500 Anleger beteiligt sind.
Das Stühlerücken im Unternehmen irritiert etliche Anleger, da wichtige Positionen mit Mitgliedern der Familie Landerer besetzt worden sind. Wie berichtet, hatten die Aufsichtsräte Ralf Plück und Dirk Wolf ihre Mandate niedergelegt. Sie wurden durch Carmen Landerer (Tochter von Franz Landerer) und Sebastian Hermann ersetzt. Gleichzeitig hatte Franz Landerer als Vorstand der AG seinen Posten geräumt. Sein Nachfolger ist Schwiegersohn Mehmet Landerer, der allerdings unter seinem ursprünglichen Nachnamen Bajrami ins Handelsregister eingetragen wurde. Franz Landerer ist auch nicht mehr als Geschäftsführer der Vertriebsfirma Victory Film Production & Distribution tätig. Als neuer Chef wurde sein Neffe Christian Landerer bestellt. Laut Michael Platteter, Geschäftsführer der Treumedia Beteiligungs GmbH, in der die Fonds verwaltet werden, gibt es einen einfachen Grund für die Personalentscheidungen im Familienkreis. 'Alle arbeiten für Gottes Lohn', sagt er. Das spare dem Unternehmen sehr viel Geld. Bajrami sei unter seinem ehemaligen Namen eingetragen, weil dieser in dem Ausweis stehe, der fürs Handelsregister vorgelegt worden sei. Das Amtsgericht habe die Veränderungen genehmigt. Carmen Landerer sei im Übrigen vom Aufsichtsratsgremium zur Vorsitzenden bestimmt worden.
Risiken für Fonds unklar
Ungeachtet des Grummelns auf der Anlegerseite und der Ermittlungen prüft der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Marco Liebler derzeit, ob ein Insolvenzverfahren für die Victory AG eröffnet werden muss. Sein Gutachten muss dem zuständigen Kemptener Amtsgericht innerhalb der nächsten Wochen vorlegt werden. Auskünfte zum Stand der Dinge erteilt der Jurist derzeit nicht. Ob sich die Pleite der Holding auf die Töchter, also die Fondsgesellschaften ausweiten könnte, lasse sich noch nicht sagen, so Liebler. 8500 Investoren haben in 24 Fonds gut 100 Medienprojekte mit einem Volumen von über 360 Millionen Euro verwirklicht. Nach Ansicht von Anlegerschutzanwälten stellt die AG mit ihren Beteiligungen an den Fonds eine potenzielle Gefahr für diese dar. Dieses Risiko sieht Treumedia-Geschäftsführer Michael Platteter jedoch aus folgendem Grund nicht: Die Beteiligungsgesellschaft habe das Recht, Anteile der AG an den GmbHs, an denen Medienfonds angefügt sind, einzuziehen. Als Treumedia-Geschäftsführer wolle er darauf nicht verzichten.
Unterdessen formieren sich immer mehr Investoren, die wegen entgangener Dividende Ansprüche geltend machen wollen. Die Münchener Kanzlei Mattil & Kollegen hat nach eigenen Angaben 60 Mandanten, die sich bei Victory finanziell engagiert haben. 'Wegen laufender Verjährungsfristen empfehlen wir Anlegern, ihre Ansprüche jetzt überprüfen zu lassen', so Anwalt Joachim Kleefeld. Zu denken sei insbesondere an Prospekthaftungs- und Regressansprüche gegen Verkäufer und Vertreiber der Beteiligungen, meint Jurist Stefan Seitz von der Thieler Rechtsanwaltsgesellschaft Augsburg, die 'hausgemachte Probleme' bei Victory vermutet.
Die einst schillernde Unternehmensgruppe schrumpft indes weiter. Von gut 80 Mitarbeitern zu besten Zeiten ist noch eine Hand voll übrig geblieben. Ein Münchener Geschäftsmann hat nun eine Art 'Vorratsgesellschaft' aus dem Konglomerat herausgekauft. Neues Unternehmensziel: Die Nutzung von land- und forstwirtschaftlichen Erzeugnissen.