Für Sebastian Dropmann (21) ist es eine Familie, mit der er an diesem Wochenende auf der Bühne steht: Er ist ein Teil von Anam Cara aus Kaufbeuren. 2015 durfte er zum ersten Mal mit der Artistengruppe als Feuerspucker beim Lagerleben auftreten. Seit drei Jahren ist er bei der Gruppe dabei. "Ich war schon als ich klein war fasziniert von den Feuershows", sagt "Bambi", so heißt Sebastian bei Anam Cara. "Es ist einfach etwas Aufregendes, ein bisschen gefährlich, es kitzelt einen." Man merkt dem Studenten die Faszination sofort an. Gerade findet das letzte Training vor dem Lagerleben statt, die Generalprobe quasi. Es wird langsam dunkel. Die Stimmung beim Training wirkt schon fast so wie beim richtigen Auftritt. Zwei Poi-Jongleure wirbeln Feuer-Figuren durch die Luft. Nicht weit davon zischt ein Strahl Feuer in den dunklen Himmel. Sebastian nimmt noch einen Schluck vom Pyrofluid, hält sich die brennende Fackel vor den Mund und spuckt noch eine Flamme. Sein Gesichtsausdruck ist voll konzentriert. So locker er im Gespräch wirkt, so fokussiert sieht er bei der "Arbeit" aus. "Das Allerwichtigste beim Feuerspucken ist, dass man immer zu 100 Prozent bei der Sache ist", sagt er. Ganz ungefährlich ist sein Hobby nämlich nicht. "Feuer ist natürlich heiß, man kann sich verbrennen. Aber das ist auch ein bisschen der Reiz dabei." Die Feuerspucker bekommen von Anfang an beigebracht, das Risiko, sich oder andere zu verletzen, so gering wie möglich zu halten. Als Vorbereitung für die Shows machen sie leichte Übungen mit den Fackeln und verbrennen sich auch ein bisschen die Haut, um sich ans Feuer zu gewöhnen - und auch ein wenig für den Show-Effekt. Für Unbeteiligte sieht das ganz schön gruselig aus, aber Sebastian hat inzwischen Erfahrung und zuckt nicht mal mit der Wimper. "Da gehen ab und zu schon mal ein paar Haare verloren", sagt er und grinst. Das erste Mal Feuerspucken auf dem Lagerleben In seinem ersten Jahr war es noch zu früh für den 21-Jährigen, um schon mit Feuer aufzutreten. 2014 durfte Anam Cara aus Sicherheitsgründen überhaupt keine Feuer-Show beim Lagerleben zeigen. Jetzt haben sie das Lager vor der St. Martinskirche umgebaut: Die neue Veranstaltungsbühne steht nicht mehr parallel zur Kirche, sondern wurde um 90 Grad gedreht. Dadurch gibt es jetzt mehr Platz und die Artisten haben einen größeren Abstand zum Publikum. "Das Lagerleben ist schon was Besonderes, weil es das größte Event im ganzen Jahr und der wichtigste Auftritt für uns ist", sagt er. Als die nächste Flamme über seinem Mund hervorschießt, geht Sebastian ganz automatisch in die Knie, die Fackeln hält er fest in den Händen. Sein Körper beugt sich rückwärts von der Flammen-Fontäne weg. Die Augen sind starr in die Luft gerichtet, über ihm erhebt sich das Feuer. Dann ist der feine Sprühnebel aus Pyrofluid vor seinem Mund langsam verbraucht. Die Flamme geht zurück, der Feuerspucker steht wieder im Dunkeln.
Lagerleben