20 Cent für den Liter Milch - das ist zu wenig. Sagen die Landwirte im Allgäu. Was heißt das konkret? Wieviele Milchkühe braucht ein Hof zum Überleben? Was ist die beste Lösung? Und wer ist überhaupt schuld am Preisverfall (geizige Kunden, Politik, Weltmarkt)?
Armin Eugler, Kreisvorsitzender des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM) im Kreis Lindau und selbst Landwirt, spricht im Podcast mit all-in.de-Reporter Holger Mock und Stefan Binzer, Redakteur der Allgäuer Zeitung in den Ressorts Rundschau und Allgäu-Wirtschaft über den Stand der Dinge und die Zukunft der Landwirtschaft im Allgäu.
Und es ist kompliziert. Würde er einem jungen Menschen heutzutage noch dazu raten, Milchviehhalter zu werden? Schwierige Frage. Etwa 20 Cent pro Liter Milch bekommen die Bauern im Allgäu momentan. Das ist zu wenig, um überhaupt kostendeckend zu arbeiten, die Zukunftsperspektiven sind eher ungewiss. Eugler selbst hält sich mit seinen Rücklagen über Wasser, er hat den Ruhestand bereits vor Augen, ein Berufswechsel wäre ohnehin schwierig bis unmöglich. Aber das kann ja auch nicht Sinn der Sache sein.
Woran liegt es jetzt wirklich, dass der Milchpreis so niedrig ist? Dass sich ein Milchbetrieb - Wirtschaftsexperten zufolge - erst ab 100 Milchkühen richtig rechnet? Dass die vielen kleinen Allgäuer Betriebe, die im Schnitt weit von diesen 100 Milchkühen entfernt sind, in ihrer Existenz bedroht sind? Geizige Kunden, sagen die einen. Immer auf der Jagd nach dem nächsten Schnäppchen. Milch für 50 Cent im Discounter, von der man nicht weiß, woher sie kommt. Das frustriert die Bauern, ist aber nur ein Teil der Misere.
Der Weltmarkt hat wesentlichen Anteil am Milchpreis. Handelsembargos zwischen Russland und der EU treiben die Preise in den Keller. Die Rechnung ist relativ simpel: Weniger Abnehmer (=Nachfrage) bedeutet mehr verfügbare Menge (=Angebot) und das verursacht niedrige Preise.
Die Konsequenz für die Bauern ist ein Teufelskreis. Um kostendeckend zu arbeiten, schaffen sich viele Bauern mehr Kühe an, das senkt den Unterhalt pro Kuh. Mehr Kühe produzieren mehr Milch. Für den Moment hilft das, löst aber das Problem nicht. Denn mehr Milch bedeutet wieder mehr Angebot bei gleicher Nachfrage, was zu noch niedrigeren Preisen führen kann. Die Spirale dreht sich: nach unten.
Im Podcast schildert Armin Eugler seine Sicht der Dinge. Welche Lösungsvorschläge seiner Meinung nach erfolgversprechend sind. Warum er "Nothilfen" in Form von Geldunterstützung für die Bauern nicht für sinnvoll hält. Und natürlich sagt er, ob er einem jungen Menschen heutzutage noch empfehlen kann, Milchviehhalter zu werden.