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Ärztlicher Direktor - ein ganz besonderes Ehrenamt

Kaufbeuren/Marktoberdorf | Von Markus Bär

Ärztlicher Direktor - ein ganz besonderes Ehrenamt

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    Ärztlicher Direktor - ein ganz besonderes Ehrenamt
    Ärztlicher Direktor - ein ganz besonderes Ehrenamt Foto: mathias wild

    Dr. Klasen, Sie kamen vor dreineinhalb Jahren von der Uniklinik Gießen ins Allgäu als Chefarzt der Anästhesieabteilung Ostallgäu. Schnell wurden Sie Ärztlicher Direktor des Kaufbeurer Klinikums, nun haben Sie diese Position für alle Häuser. Ein steiler Aufstieg

    Klasen: Das mag sich für Außenstehende so anhören. Aber das Amt eines Ärztlichen Direktors ist ein Ehrenamt. Ich kriege dafür keinen Cent mehr. Außerdem behalten die einzelnen Häuser jeweils auch noch einen Ärztlichen Direktor. Das muss schon deshalb sein, weil dieser nach dem Gesetz für die Hygiene in einer Klinik verantwortlich ist. Ein Ärztlicher Direktor ist auch nicht, wie man fälschlicherweise annehmen könnte, der Vorgesetzte der anderen Chefärzte in einer Klinik. Die sind in ihren Entscheidungen zur medizinischen Behandlung völlig eigenständig.

    Warum sind Sie dann überhaupt "oberster" Ärztlicher Direktor?

    Klasen: Das hat sich daraus ergeben, dass ich als Leiter der Anästhesieabteilung Ostallgäu ohnehin - bis auf Buchloe - schon in allen Häusern tätig war. Da fiel die Wahl auf mich. Aber diese Aufgabe hat natürlich auch ihren gewissen Reiz. Man bekommt interessante Einblicke und kann Entscheidungen beeinflussen. Inzwischen gibt es auch eine Vereinbarung mit dem Vorstand, in der diese Aufgaben - zum Beispiel die Mitgestaltung der medizinischen Entwicklung, Erarbeitung eines gemeinsamen Weiterbildungskonzeptes für Assistenzärzte - festgelegt sind.

    Was sind Ihre genauen Aufgaben?

    Klasen: Ich habe einen Sitz im Verwaltungsrat, also quasi dem Aufsichtsrat des Kommunalunternehmens, mit beratender Stimme. Bei strategischen Entscheidungen werde ich angehört. Ich vertrete die Interessen der Ärzte beim Klinikmanagement. Außerdem soll ich mit dafür sorgen, dass in allen fünf Häusern die gleichen medizinischen Standards eingehalten werden. Trotzdem soll jedes Haus sozusagen seine persönliche Note beibehalten.

    Haben Sie konkrete finanzielle Vorgaben umzusetzen?

    Klasen: Nein, das wäre wohl auch nicht vereinbar mit einer Position, die ein Ehrenamt ist.

    Aber angesichts eines Defizits von acht Millionen Euro wollen wir quer durch alle Berufsgruppen schauen, wie wir durch Leistungsausweitung Erlöse steigern, aber auch Kosten minimieren können. Das medizinisch Nötige werden wir immer erbringen. Aber dass Patienten eine Woche ins Krankenhaus gehen, um einfach mal durchgecheckt zu werden, wie früher, das wird es nicht mehr geben.

    Klinikmanager Karl Spindler will die Fallzahlen steigern. Zugleich hat sich das Personal bislang sicher nicht gelangweilt, muss aber noch mehr arbeiten. Wie soll das gehen?

    Klasen: Wir wollen zum Beispiel in Kaufbeuren die Aufnahme- und Notfallstation räumlich zusammenführen. Da kann man dann mehr schaffen - mit weniger Personal. In Füssen zum Beispiel sehen wir ebenfalls ein näheres Zusammenlegen etwa der Bereiche OP, Ambulanz und Intensivstation vor - mit dem gleichen Ziel. Durch Steigerungen der Attraktivität wollen wir dann mehr Patienten anlocken. Das ist möglich. Das hat sich in Kaufbeuren zum Beispiel in der Geburtshilfe, Kinderheilkunde und Kardiologie deutlich gezeigt.

    Klagen Sie über Ärztemangel?

    Klasen: Zum Glück noch nicht. Das liegt auch daran, dass wir den jungen Medizinern bei uns ein ganz breites Ausbildungsangebot offerieren können. Außerdem wollen wir akademisches Lehrkrankenhaus werden. Erstkontakte mit der TU München oder mit Ulm sind hier zu nennen. Sollte das klappen, kommen automatisch mehr junge Ärzte zu uns.

    Im vergangenen Jahr gab es am Kaufbeurener Klinikum Klagen über massive Überstunden beim OP-Personal. Haben Sie das Problem inzwischen im Griff?

    Klasen: Das lag daran, dass wir nicht genügend qualifizierte OP-Pflegekräfte bekommen konnten. Inzwischen wurden mehrere neue Leute eingestellt. Trotzdem lässt sich ein so großer Berg Überstunden nicht von heute auf morgen beseitigen. Ich glaube, binnen eines Jahres müsste das Problem aber vom Tisch sein.

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