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Ärzte warnen vor Klinik-Schwächung bei Schließung der Klinik Marktoberdorf

Protest

Ärzte warnen vor Klinik-Schwächung bei Schließung der Klinik Marktoberdorf

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    Die niedergelassenen Ärzte in Marktoberdorf warnen eindringlich davor, das Marktoberdorfer Krankenhaus auszudünnen oder gar zu schließen. Sollten die von der Unternehmensberatung Kienbaum vorgelegten Sparmodelle umgesetzt werden, gehe dies massiv zu Lasten von Patienten. Diese Befürchtung war bei einem Treffen von Allgemein-, Fach-, Beleg und Klinikmedizinern immer wieder zu hören.

    Mehrere Mediziner zeigten sich im "Sailerbräu" davon überzeugt, ihre Einwände und Vorschläge blieben unbeachtet, weil das Aus für die hiesige Klinik von Kaufbeurer Seite beschlossene Sache sei. Eine Umwandlung der heutigen Akut-Klinik in ein geriatrisches Reha-Haus und Zentrum für ambulantes Operieren verbessere längerfristig die Finanzen des Kliniken-Verbundes nicht. Einige erklärten, dass sie künftig ihren Patienten auch gute Häuser in anderen Landkreisen empfehlen würden, falls man die Pläne durchziehe. Wie neulich schon Ostallgäuer Kommunalpolitiker, so kritisierten nun auch Ärzte die Patientenversorgung in Kaufbeuren. Diese lasse teils zu wünschen übrig.

    Dr. Markus Strieder, Sprecher der hiesigen Allgemeinärzte, und der Radiologe Dr. Thomas Hilscher, der seit zwölf Jahren einen Kooperationsvertrag mit der Klinik Marktoberdorf hat, hatten zu dem Treffen eingeladen. Strieder erinnerte an die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Haus Marktoberdorf: "Wir wissen dort unsere Patienten bestens betreut". Der Aufforderung der Verantwortlichen, Patienten in die Verbundskliniken einzuweisen, sei man gerne nachgekommen. Nun aber zerstörten diese das Vertrauen.

    "Zur Schlachtbank führen"

    Nach Meinung Hilschers hat sich der Verbund als "Fehlentwicklung" erwiesen. Nun wolle man Marktoberdorf zur "Schlachtbank führen", obwohl die Klinik die verlangte Spezialisierung realisiert habe und finanziell mit am besten dastehe.

    Seine Forderung: Die hiesigen Hauptabteilungen Chirurgie und Innere "größtenteils erhalten", ebenso die Wundambulanz sowie die Belegabteilungen Orthopädie, Urologie und HNO. Dabei sei man zu Kompromissen bereit.

    Ulrike Propach als Vorsitzende des Fördervereins unterstrich die Bereitschaft zu konstruktiver Mitarbeit. Man habe Kienbaum zwei erfolgversprechende, mit Ärzten entworfene Konzepte unterbreitet. Doch zeige sich die Firma Alternativen gegenüber unflexibel, so ihr Eindruck. Sollte das Ärzteteam in Marktoberdorf wegfallen, bricht nach Ansicht Propachs das Notarztsystem zusammen. Die Versorgung von Arbeitsunfällen - allein nachts arbeiten hier 1500 Menschen - sei ebenfalls beeinträchtigt.

    Gefahren für das Notarztsystem, die äußerst erschwerte Patientenbetreuung bei Auslagerung von Belegabteilungen, das drohende Aus für die klassische Orthopädie und die Wichtigkeit einer Inneren Abteilung bei immer mehr älteren Menschen waren weitere Themen. Ein Klinikarzt warnte vor einem Kahlschlag: "Das Konzept sieht keine Basisversorgung mehr vor."

    Ein weiterer Punkt war die Bedeutung von erfahrenem Personal. Zerstöre man nun Strukturen, leide darunter die Betreuungsqualität. Zudem wurde der Umgang der Verantwortlichen mit Mitarbeitern und Belegärzten angeprangert: Es mangele an Kommunikation und Transparenz. Man werde vor vollendete Tatsachen gestellt, dabei gehe es um die berufliche Existenz. Belegärzte brächten der Klinik Patienten und trügen so zur Kostensenkung bei. Kurz kam auch ein Ausscheren aus dem Klinikverbund zur Sprache.

    Als positives Beispiel führte ein Leitender Arzt das Oberallgäu an. Nach erheblichen Veränderungen schreiben dort die Kliniken schwarze Zahlen. Das reduzierte Angebot finde trotzdem noch Akzeptanz bei den Bürgern.

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