Anbau: Ärger um Deutschlands höchsten Weinberg

19. Januar 2011 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
A3537 Marijan Murat (dpa)

Trauben reifen auf 860 Metern Höhe in Bad Hindelang Hotelbesitzer überrascht, weil Behörde Anmeldung verlangt

Eine Straftat, für die bis zu drei Jahre Haft drohen. Als Armin Gross vor Kurzem das Schreiben der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau erreichte, blieb ihm die Spucke weg. "Sie luden mich zu einer Anhörung wegen des nicht genehmigten Anbaus von Weinreben", erzählt Gross, Geschäftsführer des Hotels Prinz-Luitpold-Bad in Hindelang. Sollte er von der Ernte sogar etwas verkauft haben, drohe ihm die empfindliche Strafe, hieß es weiter. "Dabei habe ich die Trauben doch nur gegessen, nicht einmal Wein daraus gemacht."

Schuld an der ganzen Aufregung war zunächst Gross Leidenschaft für Wein. "Ich mag Wein und fand es lustig in einer Region wie dem Allgäu auf 860 Metern Höhe Weinreben zu pflanzen", erzählt der Hobbygärtner. Auch die Gemeinde fand dies einen gelungenen Werbegag und veröffentlichte im Internet die Nachricht von "Deutschlands neuem höchsten Weinberg", der nun einer Handvoll Reben am Chiemsee den Rang ablief. "Leider fand die Landesanstalt für Weinbau das nicht so witzig", sagt Groß. Man stellte ihn vor die Wahl, zu roden oder die Rebfläche, die weniger als 100 Quadratmeter (ein Ar) betragen muss, als genehmigungsfreie Hobbyrebanlage zu melden. "Doch Letzteres gestaltete sich gar nicht so einfach", berichtet der 33-Jährige weiter. Beim Landwirtschaftsamt musste er zuerst eine landwirtschaftliche Betriebsnummer beantragen, mit der er seine zehn Rebstöcke dann melden konnte.

"Der Herr beim Amt reagierte eher verwirrt, da ich doch Hotelier und kein Bauer bin", sagt Gross und lacht.

Zwölf Liter Wein pro Jahr

Bürokratie-Ärger hin oder her - jetzt hat Armin Gross Blut geleckt: "Ich möchte auf knapp unter ein Ar erweitern, das gibt dann etwa zwölf Liter Wein pro Jahr. Die kann ich zur Not auch selbst trinken." Denn als Qualitätswein verkaufen dürfte er nur, wenn das Allgäu ein anerkanntes Weinbaugebiet wäre. "Und genau das möchte ich nun erreichen", sagt der Hobbyweinbauer mit einem Augenzwinkern. Doch er will es versuchen: Bodenproben nehmen, den Zuckergehalt der Trauben messen und die Klimaerwärmung dokumentieren. "Und noch heuer schicke ich den Antrag an das Bayerische Landwirtschaftsministerium."