Lechbruck | fis | 'Für mich geht ein Stück Lebensgeschichte nach 24 Jahren Kommunalpolitik zu Ende.' 18 Jahre davon war Dietmar Hollmann Erster Bürgermeister der Gemeinde, die auf seine Initiative in 'Lechbruck am See' umbenannt wurde. Am Morgen des 2. Mai 1990 hatte sich Hollmann nach dem Frühstück erstmals zum Gang in die Gemeinde verabschiedet. Seitdem hatte er immer ein gemischtes Gefühl, wenn die Familie die Verantwortung in der eigenen Steuerkanzlei allein zu übernehmen hatte. 'Jetzt wird es wohl auch komisch, wenn ich abends öfter zu Hause bin', meint Hollmann, der sich aber auf diese Zeit sehr freut. 'Wichtig ist, dass ich lange gesund und rüstig bleibe. So kann ich meine Familie unterstützen, wie sie mich die letzten 18 Jahre unterstützt hat.'
Der Schulbau als Höhepunkt der Amtszeit war schwer erarbeitet
Gerne erinnert sich Hollmann an Augenblicke, in denen er seinen Visionen näher kam. Am Anfang stand die Genehmigung des Gewerbegebiets. Sein 'Highlight', der Bau einer neuen Schule, ließ dagegen unter anderem wegen der nötigen Hochwasserfreilegung auf sich warten. Lange Verhandlungen und der unermüdliche Einsatz ('Ich war oft am Verzweifeln') führten schließlich zum Erfolg. 2000 lag die Baugenehmigung auf dem Tisch, 2002 wurde die Schule eröffnet.
Auch bei der Infrastuktur war noch viel zu tun. So waren Kanal-, Kläranlagen- und Straßenbau die Hauptaufgaben seiner ersten zehn Amtsjahre. 'Die Diskussionen mit den Anliegern haben mir viele Sorgen bereitet', erinnert er sich. Doch konnten zahlreiche Bäche, Straßen, Brücken und Leitungen gebaut werden, teilweise Beispiel gebend für andere Orte. Mit der gleichen Energie verwirklichte der Bürgermeister weitere Visionen wie das Haus der Vereine, eine modernisierte Kläranlage oder das Flößermuseum im ältesten Gebäude des Ortes. 'Der Gemeinderat hat mich erst für verrückt erklärt, aber ich habe weiter gekämpft', sagt er über das 'Schmuckstück'. Auch an andere Gelegenheiten erinnert sich Hollmann mit Freude. Beispielsweise die Erneuerung des Kampfplatzes und die Errichtung des Brunnens zusammen mit dem Burschenverein. Für den Namen 'Lechbruck am See' hatte sich Hollmann besonders eingesetzt. In verschiedenen geologischen Karten war ein 'Lechbrucker See' verzeichnet, der nach der letzten Eiszeit bestanden hatte. Diese Tatsache überzeugte die Behörden und der Namenszusatz 'am See' wurde amtlich. 'Es macht schon Freude, wenn so eine Geschichte gelingt', so Hollmann.
Kanal- und Wasserversorgung ins Reine gebracht
Mit einer gewissen Genugtuung blickt er darauf zurück, dass die Kanal- und Wasserversorgung 'ins Reine gebracht' wurde. Die Ausweisung eines Wasserschutzgebietes muss er allerdings seinem Nachfolger überlassen. Fehler habe er bei den langwierigen Bemühungen um das Lechbrucker Hallenbad gemacht. 'Man hätte aus dem Unternehmen früher aussteigen sollen', sagt er heute: 'Es war eindeutig, dass die Gemeinde alleine dieses Projekt nicht schultern kann.'
Nun werde er sich auf seinen politischen Ruhestand konzentrieren. 'Wenn es gewünscht wird, werde ich die eine oder andere Vereinsarbeit unterstützen, jedoch keinen Vorsitz übernehmen', so Hollmann, dem die Arbeit der Vereine einen wichtigen Beitrag zum dörflichen Leben bedeutet. Soziale und caritative Aufgaben bleiben für ihn aktuell, als Kirchenpfleger ist er noch fünf Jahre im Amt. Zudem bleibt ihm nun wieder mehr Zeit für seine Kanzlei, seine Familie und seine Hobbys, wie den Golfsport.