Von Jochen Sentner Kempten/Oberallgäu - Eklige Details sind mittlerweile aus den Fleischskandalen in München und Niederbayern bekannt: Ermittler gehen davon aus, dass Gästen große Mengen so genannten Gammelfleischs aufgetischt wurden. Döner-Buden, Asia-Snacks, aber auch bayerische Traditionshäuser sollen verdorbene Ware serviert haben. Drei Gasthöfe im Oberallgäu und sechs Häuser in Kempten standen auf der Kundenliste des ins Zwielicht geratenen Münchner Großhandels, sagen die Ämter. Verdorbene Ware wurde nirgends entdeckt. Lebensmittelkontrolleure machten sich umgehend zu den Betrieben auf, berichten Landratsamt und Kemptener Ordnungsamt. Gefrorenes Geflügel wurde aus der August-Lieferung entdeckt, das aber nicht zu beanstanden gewesen sei. Verdächtige Döner-Spieße seien nicht in die Region gelangt, sagt Ordnungsamtsleiter Thomas Schuhmaier. Und der Großhandel wie beispielsweise Rewe oder C+C, bei denen sich viele Wirte eindecken, habe keine Waren von den Skandal-Firmen bezogen. Lückenlose Überprüfungen seien zwar nicht möglich, aber die Lebensmittelkontrolleure besuchten ständig die Gaststätten. Selbstverständlich achteten sie auch bei Kiosken und Imbissen darauf, dass die Verbraucher dort bedenkenlos genießen könnten. Grünes Licht also für den Kemptener Döner? 'Uneingeschränkt ja', versichert Schuhmaier. Es habe in der letzten Zeit auch keinerlei Beschwerden von Bürgern über die Gastronomie gegeben: 'Die Leute melden sich sonst sofort bei uns, wenn es ihnen nach einem Essen in der Gastronomie nicht recht wohl ist.'Allgäu Fleisch-Geschäftsführer Dieter Döbler hofft sogar, dass regionale Lebensmittelhändler aus dem neuerlichen Skandal einen gewissen Vorteil ziehen könnten. 'Die Verbraucher schätzen es vielleicht wieder mehr, wenn sie über die Herkunft ihres Steaks genau Bescheid wissen.' Im Schlachthof selbst kontrollierten ständig amtliche Veterinäre. Die Endverbraucher wüssten dies, Kaufzurückhaltung fürchtet Döbler nicht. Auch bei Johann Schöttl von der Markthalle Spar in Sankt Mang geht nicht weniger Fleisch über die Theke. 'Wir haben kein Gefrierfleisch, unsere Frischware ist von höchster Qualität, darauf vertrauen unsere Kunden', freut sich der Geschäftsführer.
Wareneingang wird dokumentiert Keine negativen Auswirkungen des Skandals hat bisher Wirte-Sprecher Willi Sauerhering, Chef des Hofguts Kürnach, auf die Gastronomie in Kempten und im Oberallgäu festgestellt. 'Unsere Situationist ja auch anders - die meisten Häuser im Hotel- und Gaststättenverband verarbeiten doch eh Frischware aus dem Allgäu', versichert er. Unverständlich ist ihm, dass Fälle wie der Münchner überhaupt immer wieder vorkommen. 'Wir sind zu umfassenden Wareneingangskontrollen verpflichtet', erklärt er. Ob Rindfleisch, Wild oder Eier - genau werde Buch geführt von der Lieferung bis zur Verarbeitung. Eine 'böse Geschichte' sei die ganze Sache laut Sauerhering vor allem 'für die türkischen Kollegen'. Die dürfe man nicht alle über einen Kamm scheren: 'Ich esse auch nach wie vor zwischendurch einen Döner.' Das tun offenbar die meisten Kunden. 'Wir haben bisher keinen Rückgang erlebt', heißt es beispielsweise bei 'Rathaus-Kebap'. Ein Aushang weist auch dort auf die Herkunft des verwendeten Fleischs hin - es stammt aus Augsburg.