Im Allgäu kennt man ihn noch immer vor allem als Darsteller von König Ludwig II., den er in Füssen zwei Mal verkörperte: Doch der Sänger und Schauspieler Jan Ammann ist in den vergangenen Jahren erfolgreich in großen Produktionen in ganz Deutschland aufgetreten. Derzeit spielt der 35-Jährige die Hauptrolle in der Stuttgarter Musical-Fassung von "Tanz der Vampire".
Seit Ihrem Weggang von Füssen vor knapp vier Jahren sind Sie karrieremäßig ja voll durchgestartet. Ist so ein Aufstieg in die Top-Liga der Musical-Darsteller planbar?
Ammann: Das stimmt, alles hat sich sehr schnell, sehr gut entwickelt bei mir. Dafür bin ich dankbar. Planbar ist so etwas allerdings nur bedingt. Sicher hatte ich den richtigen Riecher, zur rechten Zeit die richtige Produktion zu wählen. Aber natürlich gehört auch eine Portion Glück dazu.
Wie wichtig war rückblickend die Rolle als König Ludwig?
Ammann: Den beiden Ludwig-Musicals habe ich in jeglicher Hinsicht viel zu verdanken, weil ich frisch nach der Ausbildung so viel lernen konnte auf dieser großen Bühne in Füssen. Mir bot sich die Gelegenheit, eine Hauptrolle zu prägen und nicht nur in die Fußstapfen der Vorgänger zu treten.
Füssen war für mich eine besondere Zeit mit besonderen Menschen und ein großer Lernprozess.
Erst König, jetzt Graf. Sie fühlen sich wohl in der Welt der Adligen?
Ammann: Ja, das liegt mir offenbar (lacht).
Was ist der Reiz an der Rolle des Vampir-Grafen Krolock, den Sie derzeit zum zweiten Mal spielen?
Ammann: Krolock ist einfach eine großartige Rolle. Diesen zerrissenen Charakter mit seiner großen, geheimnisvollen Geschichte zu verkörpern, fordert jeden Tag aufs Neue. Es ist auch eine überaus anspruchsvolle Aufgabe für einen Bariton, da geht man mit der Stimme täglich an Grenzen. Krolock ist wirklich nie langweilig!
"Tanz der Vampire" läuft in Stuttgart so erfolgreich, dass die Laufzeit des Stückes verlängert wurde. Tag für Tag jubeln Ihnen rund 1000 Zuschauer zu. Was löst das in Ihnen aus?
Ammann: Für diese Momente bin ich dankbar und ich freue mich über die Komplimente und den Zuspruch der Fans. Aber es beeinflusst mich nicht als Mensch. Ich habe mein Handwerk gelernt, ich bin gut gecastet worden und die Rolle passt zu mir. Doch das sind Momentaufnahmen. Es warten andere große Herausforderungen und man muss sich selbst immer wieder neu finden. Derzeit bereite ich zum Beispiel meine erste große Tournee als Solo- künstler vor.
"Füssen war sehr speziell"
Wäre es auch eine Herausforderung, noch einmal den Ludwig zu geben? Vielleicht im Juli in der Kemptener Fassung?
Ammann: Es hat ein Gespräch gegeben, doch meine Vertragssituation gibt ein solches Engagement gar nicht her. Und ehrlich gesagt, kann ich es mir auch nicht vorstellen, diese Rolle in Kempten zu spielen. Gefühlsmäßig ist Ludwig für mich mit Füssen abgeschlossen. Die Zeit in Füssen war sehr, sehr speziell, dass lässt sich nicht wiederholen. Doch natürlich wünsche ich dem Team für Kempten nur das Beste. Mit vielen habe ich ja schon zusammen gespielt.
Ein Blick in die Zukunft: Was kommt nach Stuttgart? Gibt es Traumrollen?
Ammann: "Phantom der Oper" wäre eine tolle Sache. Aber eigentlich harre ich der Dinge, die da kommen. Und ich brauche auch mal ein Päuschen
Die Zeit können Sie ja gut nutzen für Ihre ganz besondere private Hauptrolle
Ammann: Das stimmt, mein Sohn Noa Henri ist jetzt 13 Monate alt. Vater zu sein ist wirklich das allergrößte! Es ist unfassbar, wie dieser kleine Wurm das Leben auf den Kopf stellt. Aber ein Lachen von ihm und alle Sorgen sind weg.
Kann man denn schon sagen, ob er stimmlich nach seinem Vater kommt?
Ammann: Also was die Lautstärke anbelangt, ganz bestimmt