Schafkopf-Anfänger erliegen den Reizen des bayerischen Spiels Von Kathrin Felle Lindenber. Eine von Rauchschwaden vernebelte Gaststube, zünftige Holztische und vier ältere Männer in Lederhosen, jeder ein Glas goldschimmerndes Bier vor sich - so sehen Schafkopf-Runden im Fernsehen aus. Frauen und Kinder haben dort meistens nichts zu suchen. Ein ganz anderes Bild präsentiert sich beim Anfängerkurs des Westallgäuer Schafkopfvereins in Lindenberg. Dort sind die Frauen mit 14 zu 24 Teilnehmern klar in der Überzahl und die Riege junger Menschen und Kinder hält sich mit den älteren Jahrgängen fast die Waage. Schafkopfen vereint. In der ersten Stunde des Kurses hauptsächlich durch das gemeinsame Unverständnis des komplizierten Regelwerks. Licht ins Dunkle versucht Gerhard Fäustle zu bringen. Aber nur wenn Ruhe in der Gaststube herrscht: 'Kartenspielen ist kein Kaffeekränzchen', sagt der Lehrer im ernsten Ton. Da wird im Raum sofort leicht verschüchtert geschwiegen. Wobei das Schmunzeln in seinen Augen verrät, dass er so streng gar nicht ist. Gefragt werden darf alles. Ein Recht, von dem die Teilnehmer lebhaft Gebrauch machen. Ziemlich schnell kommen die Karten auf den Tisch, und das rein theoretische Geplänkel hat ein Ende. Schließlich lerne man Schafkopfen nur über das Training, so der ganz in Schwarz gekleidete Fäustle. Seit 30 Jahren ist er dem bayerischen Spiel verfallen. Als kleiner Junge hat seine Oma ihm die ersten Tricks beigebracht. Mit dem Kurs will er diese Leidenschaft auch in anderen wecken.
Und nach den ersten Übungsrunden hat der eine oder andere schon ein richtiges Spieler-Funkeln in den Augen. Wie die zwölfjährige Melissa Rochelt, die zusammen mit ihrer älteren Schwester und der Mutter zum Kurs gekommen ist. Ganz souverän legt sie die richtigen Karten hin und erntet einen lobenden Blick vom Schafkopflehrer. Im Freundeskreis der Geschwister wird bereits fleißig gezockt, und da wollten die beiden endlich auch mitspielen können. Weiter üben können sie zu Hause: Zusammen mit dem Vater, der das Spiel schon beherrscht, ergeben die vier eine komplette Familien-Schafkopf-Runde. Das Gehirn trainieren Bei Anni Weizenegger waren die Gründe für das Kommen andere. 'Wohin sonst mit all der Zeit', sagt die 74-jährige Rentnerin. Da böte sich so ein geselliges Spiel doch an. Dazu eines, bei dem man sein Gehirn noch ein bisschen trainieren könne. Zusammen mit einer Schulfreundin hat sie sich deshalb zu der Teilnahme entschlossen. Doch nicht nur Anfänger sitzen in dem Raum. Sondern auch Menschen, die bereits in die hohe Kunst des Schafkopfens eingeweiht sind und den Frischlingen Hilfestellungen geben können. Was bei der großen Teilnehmerzahl auch wichtig ist. Schließlich kann Fäustle nicht an jedem Tisch stehen und seine wertvollen Tipps geben. Eigentlich sollte der Kurs zwei Stunden dauern. Bis fünf Uhr. Doch erst um kurz vor sieben gehen die Letzten: Die Ansteckung scheint geglückt. Der Schafkopf-Kurs findet jeden Mittwoch um 15 Uhr im 'Bräuhaus' in Lindenberg statt. Einstieg immer möglich.