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"Absolute Notmaßnahme"

Memmingen

"Absolute Notmaßnahme"

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    "Absolute Notmaßnahme"
    "Absolute Notmaßnahme" Foto: brigitte waltl-jensen

    Der Lehrermangel machts möglich: Diplom-Mathematiker, Biologen, studierte Musiker, Wirtschaftswissenschaftler oder pensionierte Lehrer dürfen seit einigen Jahren an Schulen unterrichten - auch ohne pädagogische Ausbildung.

    "Wir haben bisher nur gute Erfahrungen gemacht", bilanziert der Leiter des Memminger Bernhard-Strigel-Gymnasiums, Werner Preising. Acht Aushilfskräfte würden derzeit etwa drei Prozent der anfallenden Unterrichtsstunden in der Mittel- und Unterstufe übernehmen. "Natürlich wäre es besser, wenn der komplette Bedarf mit Stammlehrern abgedeckt werden könnte", betont Preising. Aber die Studentenzahlen gingen zurück, die Schülerzahlen und der Bedarf an Lehrern steige. "So entsteht eine Deckungslücke, besonders in den naturwissenschaftlichen Fächern, in Religion und Sport", so der Schulleiter weiter.

    Probleme, Aushilfskräfte zu finden, habe er nicht. "Immer wieder melden sich Leute, die an dieser Aufgabe interessiert sind", sagt Preising. In einer kleinen Datenbank sammle er alle Anfragen und greife bei Bedarf darauf zurück. "Aber wir strecken auch unsere Fühler aus und suchen nach guten Leuten", so Preising weiter.

    "Die Qualität ist gut"

    Direktor Burkhard Arnold vom Vöhlin-Gymnasium findet seine Aushilfskräfte auf einer Plattform des Kultusministeriums. Ein pensionierter Lehrer, eine Forstwirtin, eine Journalistin und ein Mathe- und Physik-Student unterrichten derzeit am Vöhlin. "Die Qualität ist gut", so Arnold.

    "Immer wieder helfen uns Aushilfskräfte aus der Wirtschaft, Lehrer-Engpässe zu überbrücken", berichtet auch Walter Stöberl, Rektor der Memminger Sebastian-Lotzer-Realschule. Doch nicht alle diese Mitarbeiter könnten gut mit Schülern umgehen. Deshalb sehe er hier keine Dauerlösung. Vielmehr baut Stöberl auf die Zukunft: "In den nächsten Jahren wird sich das Blatt wenden, denn die Studenten-Zahlen steigen."

    Auch die Vorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, Angelika Neubäcker, bemängelt die derzeitige Situation: "Pädagogisch nicht ausgebildete Leute vor eine Klasse zu stellen, ist eine absolute Notmaßnahme." Sie halte nichts davon, denn nicht umsonst hätten Lehrer eine pädagogische Ausbildung.

    An den hiesigen Hauptschulen gebe es noch genug Lehrkräfte, so Franz M.Schneider, Leiter der Memminger Lindenschule. Doch das Korsett werde immer enger, da der Nachwuchs fehle. Falls ihm die Pädagogen ausgehen sollten, dürfe er im Gegensatz zu den Leitern der weiterführenden Schulen kein Personal einstellen: "Das läuft alles über das Schulamt." Es suche bei Bedarf passende Studenten, Pensionäre oder Fachlehrer aus.

    Auch an den Grundschulen herrsche noch kein Lehrermangel, so Josef Böckh, Leiter der Amendinger Volksschule. Bei den Grundschul-Lehrern gebe es sogar Wartelisten. Aushilfskräfte könnte sich Böckh an seiner Schule nicht vorstellen: "Bei uns steht die Pädagogik im Vordergrund."

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