Von Melanie Weisgerber, Buchloe - Ein roter Teppich vor dem Eingang, in der Aula eigens dekorierte Glasvitrinen mit Erinnerungsfotos, eine parallel zur Feier laufende Diashow, der erste öffentliche Auftritt der Raiba-Band, sechs Redner und nach dem offiziellen Teil ein großer Stehempfang mit dem Salon-Orchester 'Nonchalance' in der Hauptschule: Die Raiffeisenbank Buchloe-Kaufbeuren-Marktoberdorf ließ sich am Freitagabend nicht lumpen, als es galt, Vorstandssprecher Günther Förg in den Ruhestand zu verabschieden. Erster Festredner des Abends war Wilhelm Frankenberger, Präsident des Genossenschaftsverbandes Bayern, der demnächst selbst in Ruhestand tritt. Förgs Ausscheiden stelle einen 'tiefen Einschnitt' dar, erklärte der Präsident - kein Wunder nach 48 Berufsjahren inklusive Lehrzeit. 42 Jahre war Förg für die Raiffeisenbank Buchloe tätig, davon 32 Jahre im Vorstand und elf als dessen Sprecher - 'eine ungewöhnlich lange, ereignisreiche Zeit'. Mit 'Zahlen, von denen andere nur träumen können', stünden die Raiffeisenbanken auf soliden Beinen, das sei auch Günther Förg zu verdanken, lobte Frankenberger. Der heute 64-Jährige habe sich darüber hinaus ehrenamtlich sehr engagiert. Alles in allem könne er als 'Institution im bayerischen Genossenschaftsverband' sowie als 'prägende und beispielgebende Person' auf sein Lebenswerk stolz sein. Mit ihrem Verständnis habe Förgs Frau Marianne das Ihre zu diesem Erfolg beigetragen. Frankenberger wünschte dem scheidenden Direktor abschließend viel Freude 'an den schönen Dingen, die es neben der Arbeit im Leben noch gibt.' Aufsichtsratsvorsitzender Karl Ludwig Bihler sagte Förg im Namen der über 15000 Mitglieder der Bank 'ausdrücklich, wie sehr wir Sie schätzen'. Förg sei es stets wichtig gewesen, den genossenschaftlichen Förderauftrag modern zu interpretieren, er habe sich deshalb für Existensgründer eingesetzt, sei Unternehmen auch in 'Durstphasen' zur Seite gestanden und habe Kommunen und Vereine unterstützt, 'ohne erst zu fragen, ob das Geld wieder zur Bank zurückfließen wird'.
Für die derzeit über 40000 Kunden sei er 'ein Mensch auf du und du' geblieben, fast Gebetsmühlenartig habe er betont: 'Wir bleiben in der Fläche vertreten.' Nicht zuletzt deshalb genieße er 'landauf, landab hohe Wertschätzung'. Das Schicksal jedes einzelnen der zuletzt 220 Mitarbeiter sei Förg ebenso wichtig gewesen wie ein offener Blick für das Geschehen um ihn herum, betonte Walter Rüffer, künftig Vorstandssprecher der Bank. Bereits mit 33 Jahren zum Vorstand berufen, habe Förg in Vorstand Xaver Specht, aber auch in seinem Vater Jakob ein Vorbild gefunden. Letzterem sei es gelungen, mit der Ausdehnung nach Kaufbeuren einen für die Bank 'grundlegenden und richtigen' Schritt zu tun, Das Zusammenwachsen der Märkte sei auch ein wichtiger Faktor während Günther Förgs Zeit als Vorstandssprecher gewesen. Bei den Fusionen etwa mit Marktoberdorf, Lamerdingen oder Unterthingau sei es der Bank nie um 'Größenwachstum um jeden Preis' gegangen, sonder um Zukunftssicherung und die flächendeckende Versorgung mit allen modernen Finanzdienstleistungen. Buchloe als Sitz der Hauptgeschäftsstelle und als 'Keimzelle' der 109-jährigen Bank-Geschichte - 1895 hatten 23 Bürger in der 'Krone' den Spar- und Darlehensverein Buchloe gegründet -, sei Förg dabei immer besonders am Herzen gelegen, sagte Rüffer weiter. Modern und zuweilen ihrer Zeit voraus, habe sich die Raiffeisenbank mit ihm präsentiert. Etwa 1989, als die Geschäftsbereiche Privatkunden, Vermögensanlage und Firmenkunden entstanden - 'ein Modell, das später in der Strategie unseres Bundesverbandes als Drei-Banken-Modell Einzug hielt'. Wesentliche Akzente habe der 'ausgezeichnete Banker' außerdem bei der Ausrichtung des Instituts hin zum Kunden gesetzt - optisch in der Gestaltung der Hauptgeschäftsstelle mit ihrem 'Marktplatz' erkennbar. Nun hinterlasse Förg ein wohl geordnetes Haus und eine Führungsmannschaft, mit der er, Rüffer, und Vorstand Dr. Hermann Starnecker 'sehr zuversichtlich in die Zukunft gehen können'.