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Abgewehrter Angriff bringt Gold

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Abgewehrter Angriff bringt Gold

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    Memminger Scaturro sammelt bei Kampfsport-WM Medaillen ­ Silber für Dogan. Von unserem Redaktionsmitglied Christian Schreiber Immenstadt/Memmingen/Calw 'Weltmeister der Selbstverteidigung', diesen Titel hat sich Benedetto Scaturro (36) aus Memmingen bei der Kampfsport-Weltmeisterschaft (WM) in Calw erkämpft. Scaturro gewann zusammen mit Tekin Dogan (32) aus Immenstadt auch noch die Silbermedaille im 'Bruchtest'.

    'Da waren richtige Brecher dabei', so beschreibt Scaturro seine muskelbepackten Gegner bei der WM. 'Ich habe mir eigentlich nicht viel ausgerechnet'. Den Respekt vor den Kraftmännern hat Scaturro dann aber schnell abgelegt: In der Kategorie 'Selbstverteidigung' kommt es nämlich vielmehr auf saubere Technik und Schnelligkeit an als auf Kraftprozterei.

    Bei der 'Selbstverteidigung' stehen sich zwei Kämpfer 'Mann gegen Mann' gegenüber. Einer greift an, der andere muss abwehren. Punkte gibt\'s nur für den Verteidiger, nicht für den Angreifer. So musste sich Scaturro in Calw zum Beispiel gegen einen Messerangriff zur Wehr setzen. 'Auf der Straße würde ich schauen, dass ich die Beine in die Hand nehme', so Scaturro. Aber auf der Matte wusste er sich zu wehren: 'Mit meiner Hand habe ich den Arm des Angreifers abgeblockt. Ich habe sein Handgelenk umgriffen und es herumgedreht. Dabei habe ich ihm auf den Handrücken geschlagen, so dass er das Messer verloren hat', umschreibt Scaturro die Kampfszene, die auf offener Straße hätte 'tödlich enden können'. Auch vor Stock-und Würgeangriffen blieb Scaturro in Calw nicht verschont. Für seine Verteidigungs-Techniken erhielt er die meisten Punkte und wurde Weltmeister.

    'Hochburg' im Allgäu

    In der Kategorie 'Bruchtest' hat es nicht ganz zum Weltmeister-Titel gereicht: Zusammen mit Tekin Dogan aus Sonthofen holte Scaturro die Silbermedaille. Die beiden Kampfsportler traten zusammen an, zerschlugen praktisch synchron innerhalb von wenigen Sekunden Stapel dicker Gasbeton-Platten: Entweder mit der Hand, der Faust, der Ferse oder sogar mit dem Kopf. Dogan, Weltrekordhalter im 'Bruchtest', hatte sich aber 'mehr erwartet'. Er fühlte sich benachteiligt: Einige Konkurrenten hätten ihre Wettkampf-Utensilien manipuliert, die Kampfrichter hätten diese Regelverstöße aber nicht geahndet.

    Trotz dieses faden Beigeschmacks ist den beiden Kamfpsportlern die Lust an der Nachwuchs­Förderung nicht vergangen: 'Das Allgäu ist mittlerweile eine Hochburg im Kampfsport', sagt Scaturro. Kampfsport-Hallen würden überall aus dem Boden schießen. In Memmigen gebe es schon zwölf Kampfsport-Schulen, in Kempten sogar noch mehr. 'Talente sind hier im Allgäu genug da', weiß der Unterallgäuer. Dennis Stierle (18), einer seiner Schüler, könne durchaus einmal in seine Fußstapfen treten, glaubt Scaturro.

    Dogan fördert drei seiner aussichtsreichen Schützlinge gar finanziell: Jürgen Will (14), Jessica Schäfer (8) und Dominik Rummel (9) erhalten von ihm eine Art 'Stipendium'. Das heißt, Dogan bessert ihr Taschengeld um jährlich ungefähr 500 Mark auf.

    22 Jahre Kampfsport würden ihm schon in den Knochen hängen, so Dogan. Deshalb überlegt er auch, eine einjährige Wettkampfpause einzulegen. Davor will er aber nochmal im Fernsehen auftreten (auf SAT 1 war er mit einem 'Bruchtest-Weltrekord' schon einmal zu sehen): In der ZDF-Sendung 'Wetten, dass' will er 300 Ytong-Steine (daraus werden normalerweise Häuser gebaut) mit einer Dicke von jeweils fünf Zentimetern zerschlagen: Innerhalb von 18 Sekunden, mit der Hand, der Faust, der Ferse, dem Fuß oder dem Kopf.

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