Er stammt aus einer bodenständigen Familie. Der Vater war Hammerschmied in den Hanfwerken, und auch die Mutter arbeitete 27 Jahre dort. Kein Wunder, dass Wilhelm Sommer früh eine pragmatische Lebenseinstellung entwickelte, die sein ganzes Arbeitsleben prägte. 'Flausen im Kopf waren da nicht möglich', erinnert sich Sommer. Am heutigen Mittwoch feiert der Ur-Füssener seinen 90. Geburtstag.
Wilhelm Sommer war 1922 als Jüngster von fünf Brüdern in Füssen zur Welt gekommen. Nach Abschluss der Realschule absolvierte er eine Lehre in der Finanzbuchhaltung der Hanfwerke. Dort sah er sich oft mit überkommenen Machtstrukturen konfrontiert und entwickelte rasch ein Talent, diese zu durchbrechen. Doch dann die große Zäsur: 1941 zum Arbeitsdienst einberufen, kehrte der Jubilar 1946 als 24-Jähriger aus amerikanischer Gefangenschaft zurück nach Füssen.
Dort führte der Weg des ehrgeizigen und arbeitshungrigen Mannes zurück zu den Hanfwerken. In den Direktoren Uhlig und Nowak traf er auf zwei Förderer, die seine Talente erkannten. 35 Jahre lang wirkte Wilhelm Sommer daraufhin mit großer Verantwortung in den Hanfwerken, zuletzt als Prokurist.
1982 jedoch der Paukenschlag: Sein wacher Geist und sein Drang nach Neuem ließen ihn sein Arbeitsverhältnis kündigen. 'Viele haben mich damals für verrückt erklärt', erinnert er sich. Doch noch heute ist er froh über diese Entscheidung. Denn die läutete seine zweite Karriere ein. Wilhelm Sommer kaufte das Bootshafen-Restaurant, das seine Frau zehn Jahre lang unter schwierigen Bedingungen alleine führte. Ein Abendlokal kam hinzu und ein großes Grundstück, auf dem die Familie später das 'Landhaus Sommer' errichtete.
Er philosophiert gern
Heute präsentiert sich das gleichnamige Hotel als Vier-Sterne-Refugium, das seit 2000 von Sohn Wolfgang und Schwiegertochter Annette geführt wird. Wenn Willi Sommer seine Ruhe haben möchte, sitzt er in seiner 'Bayern Hütte', hört Musik und trinkt 'ein Glas guten roten Wein'. Er philosophiert gerne, nimmt regen Anteil am Weltgeschehen und fordert sein Gegenüber gerne mit seinem Wissen heraus.
Sein ganzer Stolz sind nicht nur die drei Kinder, sondern auch die sechs Enkel. In Ehefrau Barbara hat er seit 1961 seine ideale Ergänzung gefunden, die ihn stets unterstützt und bestärkt hat. 'Er folgt mir nicht immer', scherzt sie. 'Ein paar gemeinsame schöne Jahre', das ist der Traum von beiden. Die Betonung liegt auf gemeinsam.