Am Körper trägt der Bub eine weite Robe, um den Hals eine Kette, in der Hand einen Stern, auf dessen Rückseite – geschickt versteckt – das Textblatt der Gruppe geklebt ist. Auf seinem Kopf sitzt eine Krone aus vergoldeter Pappe, darunter eine dicke Wollmütze. Die Heiligen Drei Könige in Bethlehem hätten diese wohl kaum gebraucht, für Simon Rüppl (10), Jakob Hafner (11) und Sebastian Bader (12) im Ostallgäu ist sie jedoch wichtiges Utensil. Sie sind dieses Jahr als Sternsinger in Marktoberdorf unterwegs. "Da macht man jedes Jahr mit", sagt Jakob nicht ohne Stolz. Simon, der in seinem ersten Jahr bereits als schwarz geschminkter Mohr mitläuft, pflichtet ihm eifrig bei.
In der Pfarreiengemeinschaft Marktoberdorf sind seit Montagzahlreiche Ministranten ausgezogen, um für die Menschen zu singen und Spenden zu sammeln. In St. Magnus beteiligen sich 25, im größeren St. Martin weitere 45 Kinder und Jugendliche an der Aktion. Das ist ein stolzer Schnitt, in St. Martin sind das beispielsweise drei Viertel der Ministranten. Selbst die Organisation der dreitägigen Aktion wird von den Jugendlichen übernommen, nämlich von den Oberministrantinnen Theresa Heinz (17) und Theresa Pachonik (21). Sie legen die Routen der 14 Gruppen fest und betreuen die Sternsinger während der Aktion.
Drei Ferientage opfern Kinder
Bereits in der Früh treffen sich die Sternsinger, denn bis alle eingekleidet und die Darsteller des Mohren geschminkt sind, vergeht einige Zeit. Bis 12 Uhr wird gesungen und gesammelt, dann folgt die Mittagspause, schließlich geht es bis zum frühen Abend wieder auf die Straße. Drei Ferientage opfern die jungen Leute, um anderen Kindern in Not zu helfen.
Nicht nur offene Türen
Dieses Engagement wird gewürdigt. 'Das habt ihr toll gemacht!', hören die drei Buben an einer Tür. An einer anderen erinnert man sich: 'Ich war ja selber jahrelang dabei!' In der Tat hat Sternsingen eine lange Tradition. Die Ursprünge reichen ins 16. Jahrhundert zurück, zentral gesteuerte und von den Pfarrgemeinden organisierte Aktionen gibt es in Deutschland seit der Mitte des 20.
Jahrhunderts. Das diesjährige Sternsingen steht unter dem Motto: 'Klopft an Türen, pocht auf Rechte.'
Natürlich bleiben manche Türen auch verschlossen, darauf hat Kaplan Konrad Bestle seine Schützlinge schon vorbereitet. 'Euch wird es auch nicht anders gehen, als dem Jesuskind', gab er ihnen bei der Aussendung mit auf den Weg. Das entmutigt die kleinen Könige jedoch nicht. Eifrig klingeln sie an jeder Tür und stellen sich auf. Öffnet die Tür sich, singen sie: 'Wir kommen daher aus dem Morgenland, wir kommen geführt von Gottes Hand. Wir wünschen Euch ein fröhliches Jahr, Kaspar, Melchior und Balthasar.' Dann sprechen sie ihre Gedichte und schreiben die Segensbitte an die Tür.
Die Aktion ist in Marktoberdorf erneut ein Erfolg, die bislang gesammelten Spenden entsprechen durchaus den Vorjahresbeträgen. Dieses Jahr wurden übrigens die traditionellen Routen etwas abgeändert, erklärt Theresa Heinz. So soll erreicht werden, dass alle Gruppen etwa gleich viele Spenden und Süßigkeiten erhalten. Denn letztere sind, bei allem noblen Zweck, eben auch ein kleiner Anreiz für die Sternsinger.