Dr. Hermann Stoller referiert über die Geschichte der Aureliuskirche - Turm aus dem Mittelalter Von Karin Grunwald Lindenber. Eine stattliche Zahl interessierter Bürger konnte der Vorsitzende der Volkshochschule Lindenberg, Otto Procher, in der Aureliuskirche begrüßen. Dr. Hermann Stoller gilt als profunder Kenner der Geschichte des alten Gotteshauses, sei doch die Kirche im Laufe seines Lebens zu einem Stück Heimat geworden. Und man merkt bei seinen detailreichen Ausführungen, dass ihm die Kirche ans Herz gewachsen ist.600 Jahre sei die Kirche der Mittelpunkt Lindenbergs gewesen, sowohl in religiöser als auch in städtebaulicher und künstlerisch-kultureller Sicht. Gebaut wurde sie als 'St.-Peter-und-Paul-Kirche' in einer nicht eindeutig festgelegten Zeit. Der älteste Teil, der Turm, stammt wohl aus dem Mittelalter, so der Referent. Den Namen 'Aurelius-Kirche' habe sie erst nach dem Bau und der Benennung der Stadtpfarrkirche 'St. Peter und Paul' zur Unterscheidung erhalten. Nach einem verheerenden Brand im 30-jährigen Krieg wurde sie wieder aufgebaut, die Kirchenbücher beginnen mit dem Jahr 1636. Danach begann eine jahrhundertelange Bau- und Renovierungszeit, die der Kirche ihr heutiges Bild gab, eine harmonische Bandbreite von Klassizismus bis zum Rokoko und Barock. 1753 kam das Kirchengestühl, 1765 wurde die Kirche verlängert und ab 1769 begann unter Pfarrer Wettach die Ausschmückung des Gotteshauses mit dem Altar aus reinem Marmor und der Kanzel. Für eine Bauernkirche ohne Unterstützung durch Kloster und Adel sei die wertvolle Ausstattung schon damals etwas Besonderes gewesen. Das beweise, dass die Kirche in der Bevölkerung eine wichtige Stellung eingenommen habe, denn viele Kleinode seien erst durch Spenden ermöglicht worden, so konnte zum Beispiel das Antoniusgemälde durch eine Stiftung des Rosshändlers Huber erworben werden.
Viele Gemälde und Plastiken seien von unbekannten Künstlern aus dem heimischen Raum oder aus Vorarlberg geschaffen. Der Hauptaltar mit dem Tabernakel und die vier Apostel allerdings stammen aus der Werkstatt des bekannten Hindelangers Johann Richard Eberhard. Die Kreuzwegstationen seien 1765 für Weiler geschaffen und für Lindenberg von Pfarrer Hauber erworben worden. 1771 kam dann die Sakristei hinzu. Auch Glocken habe es schon seit dem 18. Jahrhundert gegeben, die durch Kriege immer wieder entfernt wurden. 1787 erhielt die Kirche die erste Orgel, ein einfaches Instrument aus dem Bregenzer Kloster. Die 1912 angeschafft im klassizistischen Stil erbaute Steinmeyer-Orgel sei leider bei der Restaurierung in der Orgelwerkstatt 1988 abgebrannt. Jetzt erklingt die neue Orgel aus der Werbanschitz-Werkstatt. Wie gut das Instrument sich in dem Kirchengebäude entfalten kann, zeigte Organist Andreas Maier bei einem kleinen Orgelkonzert mit Werken aus dem 17. Jahrhundert. Er bot dabei sehr melodiöse, aber auch meditative und festliche Klänge. Das Besondere an der Aureliuskirche seien die zahlreichen Reliquien, die aus den Katakomben von Rom stammen. Dabei handelt es sich überwiegend um sterbliche Überreste der Urchristen und nicht von Märtyrern. Archäologen des Vatikans hätten dies festgestellt. Dr. Stoller stieß bei seinen Recherchen in Rom auch auf die damals übliche Namensgebung, die erst nach der Entdeckung der Gräber den unbekannten Verstorbenen gegeben wurden. Für die Gläubigen sei diese Tatsache nicht so wichtig gewesen, seien sie doch Zeugnisse christlichen Lebens. Die meisten Reliquien wurden in Bregenz gefasst, bis auf die Reliquie der Benedikta, sie musste in Rom gefasst werden.