Karl-Heinz Traut bastelt mit Hingabe und Geduld Von Elisabeth Klein Kaufbeuren Etwa sechzig Arbeitsstunden bastelte der Schreinermeister und Holztechniker Karl-Heinz Traut an seiner Harley-Davidson aus fünf verschiedenen Hölzern. Die Vorlage war ein Foto, das er auf Papier übertrug und umrechnete, damit die Proportionen stimmen. Dabei war ihm nicht nur die 'Doppelgabel' wichtig, er legte auch Wert darauf, den Auspuffverlauf und die verschiedenen Räderstärken genau hinzubekommen.
Schon als Junge faszinierte ihn der warme Werkstoff Holz. Bei seinem Onkel, der in Obergünzburg eine Schreinerwerkstatt be-trieb, bastelten er und sein Cousin sich Schwerter und Schilde, um die sie von anderen Kindern beneidet wurden. 'Immer mal fiel ein Furnier oder Holzstückle für die Buben ab', da war es dann auch keine Überra-schung, dass die beiden später den Beruf des Schreiners erlernten.
Während der Cousin die Werkstatt des Onkels übernahm, arbeitete Traut zunächst als Industrieschreiner, um anschließend eine Schreinerei in Ulm zu pachten. Später ging er nach München, wo er im Fenster- und Türenbau arbeitete. Dort lernte er seine Frau kennen und zog mir ihr nach Hamburg, um im Möbelhaus ihrer Eltern 'weiter zu basteln'. Seine erste Skulptur war ein Kranich aus Mahagoni. Ihm folgten Brillen- und Zahnstocheretuis, Feuerzeughüllen und kleine Schatullen. Für eigene Entwürfe von Tischen fertigte er kleine Modelle an, die in Tochter Tanjas Puppenstube Verwendung fanden. Nach der Scheidung ging es wieder zurück ins Allgäu, wo er heute mit Partnerin Ellen in Kaufbeuren am Hofanger lebt.
Neben seinem Hobby des Zeichnens und Malens kommt er immer wieder zum Holz als Werkstoff zurück. 'Die verschiedenen Farben von Buchen- und Obstbaumhölzern faszinieren mich', erzählt er. Ellen inspiriert und kritisiert ihn dabei, und so wird auch mal ein Stück neu gefertigt, mit dem sie nicht zufrieden war. Für die Harley-Davidson hat er von einem Fan schon ein Angebot erhalten, aber für vier Wochen behält er seine Stücke erst mal selbst, 'dann kann man mit mir reden'.
Sein Talent hat sich inzwischen herumgesprochen, sodass der Frührentner vor Geburtstagen und Weihnachten gut beschäftigt ist, ehemalige Bäume in Schach- und Schneidebretter umzuwandeln oder eine Intarsien-Schreibmappe als Geschenk herzustellen. Doch unter Druck arbeitet er auch für seine Auftraggeber nicht gern, sonst mag er gar nicht erst anfangen.