Lindau/Westallgäu | ee | Die Kreistagsfraktion der Grünen hatte bereits ihre massiven Bedenken geäußert gegen die Vielzahl von Lkw, die ab Spätsommer tagtäglich vom Pfändertunnel aus über Autobahn und B12 nach Maria-Thann fahren werden. Im Kreistag ist jetzt deutlich geworden: Viele andere Kreisräte sehen das genauso kritisch.
7000 Tonnen Aushub täglich
Wenn ab Herbst die zweite Tunnelröhre durch den Pfänder gebohrt wird, müssen täglich bis zu 7000 Tonnen Aushub abtransportiert werden. Geplant ist, dieses Material per Lkw über die Grenze nach Deutschland zu fahren: Über die A 96 und die B 12 sollen die täglich bis zu 500 Laster mit dem Aushub eine Kiesgrube bei Maria-Thann sowie in kleinerem Umfang auch ein Kiesloch bei Kressbronn auffüllen.
Das hat vor allem in den Ortsteilen entlang der B 12 einen Aufschrei ausgelöst. Die Grünen haben ihre Bedenken bereits an Landrat Eduard Leifert geschrieben. Dabei haben sie auch gefragt, warum die Röhre nicht von Vorarlberger Seite aus gebohrt werden kann, damit der Aushub dann zum Beispiel auf der Schiene weggebracht werden kann.
Leifert hat jetzt in seiner Antwort im Kreistag unter anderem deutlich gemacht, dass der Landkreis keinen Einfluss auf den Abtransport dieses im Übrigen völlig unbelasteten Materials habe. Die Genehmigung für diese zweite Röhre durch den Pfändertunnel stamme bereits aus der Zeit, als mit diesem Tunnel begonnen worden sei, ergänzte der Jurist des Landratsamtes, Tobias Walch.
Was die Lärmbelastung der Anlieger angehe, würde sich die Dezibelzahl nur von 60 auf 62 erhöhen, gab Leifert weiter zu bedenken: 'Da können wir auch nichts machen.' Und andere Zufahrtswege zu der Kiesgrube gebe es auch nicht.
Baubeginn und Abtransport auf österreichischem Grund seien schließlich wegen der Brücke vor dem Tunnel-Südportal technisch nicht machbar. 'Wir sind da schon hinterher gewesen', betonte Leifert. Immerhin würden jetzt die Aushublaster nur ein Jahr lang fahren - während der Betreiber der Kiesgrube diese eigentlich erst bis in 15 Jahren aufgefüllt haben müsste.
'Das wird unerträglich'
Leiferts Stellvertreterin Doris Scheuerl empfindet die ganze Situation als 'unerträglich': Sie kann sich nicht vorstellen, dass täglich bis zu 500 Lkw durch Wohmbrechts rollen, wo zum Beispiel auch Schulkinder die Straße queren müssen. 'Es gibt keine andere Lösung', erhielt sie von Leifert zur Antwort. Denn er könne nicht die Lkw-Zahl halbieren und damit die Bauzeit der Tunnelröhre verdoppeln.
Walch gab zu bedenken, dass in der EU freier Warenverkehr herrsche - deswegen habe der Kreis Lindau gegen den Transport des unverseuchten Materials aus dem Pfänder keine Handhabe. Aber er sehe auch, dass dies eine große Belastung für die Anwohner darstellen werde.
Verkehrsschau vor Baubeginng
Vor dem Baubeginn im Herbst soll es zumindest eine Verkehrsschau entlang der Straßen im Landkreis geben, kündigte Walch im Kreistag an. So könne man zumindest feststellen, wo die Straßen selbst in Mitleidenschaft gezogen werden.
Dementiert hat Walch dagegen, dass es zwischen dem Abtransport vom Pfänder und dem geplanten Kiesabbau in der Nähe von Handwerks einen Zusammenhang gebe: 'Die Pläne für Grod sind noch nicht genehmigt', betonte Tobias Walch während der Versammlung.