Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

2500 Jahre alte Gefäße im Bauschutt

Allgäu

2500 Jahre alte Gefäße im Bauschutt

    • |
    • |

    Sigmarszeller findet in Müllumladestation Keramik präkolumbianischer Indianervölker Bösenreutin (bero). Manchmal lohnt es sich, den Müll anderer Leute genauer unter die Lupe zu nehmen. Die zufällige Entdeckung Dr. Harald Strohms aus Sigmarszell in einem Bauschuttcontainer der Müllumladestation Bösenreutin erschien jedenfalls den Herausgebern des 'Archäologischen Jahres in Bayern' interessant genug, in ihrer neuesten Ausgabe einen mehrseitigen Bericht darüber zu publizieren. War der Sigmarszeller doch auf die Überreste von rund 96 präkolumbianischen Indianergefäßen gestoßen, die wahrscheinlich aus dem 5. Jahrhundert vor Christus stammen.

    Eigentlich wollte Dr. Harald Strohm nur seinen beim Dachausbau angefallenen Bauschutt abfahren, berichtet die Zeitschrift, die vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege herausgegeben wird. Dabei war er auf 'einige Hundert Scherben von zerschlagenen Schüsseln und Töpfen' gestoßen. Strohm hatte den archäologischen Wert der Keramik richtig eingeschätzt. Sofort sei ihm klar gewesen, dass er Fachleute über seinen Fund informieren müsse. Nach längerer, vergeblicher Suche nach dem richtigen Ansprechpartner habe er letztlich die Fundstücke in eine Holzkiste gepackt und beim Bauamt Lindau abgeliefert. Bis dahin hatte Strohm dank seiner intensiven Nachforschungen auch einen Zeugen gefunden, der an eben diesem Container einen älteren, etwa 65 Jahre alten Herrn beobachtet hatte. Aufgrund des Alters des Unbekannten vermuten Fachleute, dass es sich wohl um den Sammler selbst gehandelt haben müsse. Aufschluss über die Herkunft der von Hand aufgebauten - also ohne Töpferscheibe gefertigten Gefäße - gebe nicht zuletzt ein kleines, auf einer der Scherben angebrachtes Selbstklebeetikett mit der Beschriftung 'Nario' - Nario' sei Synonym für eine südamerikanische präkolumbianische Kultur in den westlichen Kordilleren. Einige Keramikformen seien außerdem den räumlich und zeitlich etwa in der gleichen Epoche anzusiedelnden Quimbaya-Indianer zuzuordnen. Die Vollständigkeit des Fundes deute zudem darauf hin, dass es sich um so genannte 'Grabkeramik' handeln müsse. Und da 'seit 1885 Tausende von Gräbern von Grabräubern für die goldgierigen Fremden geplündert' worden seien, erkläre sich damit auch die Frage, wie die Quimbaya-Keramik nach Lindau gekommen sein könnte. Weshalb der Unbekannte nun seine Sammlung auf dem Müll wieder los werden wollte, sei jedoch bis heute ungeklärt. Damit bleibe 'viel Raum zur Spekulation'.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden