Tanzendes Flammenmeer heizt ein Haslach (syr). Vor einer schwarzen Leinwand lodern leuchtende Feuerzungen auf. Rhythmisch, wie aufflackernde Flammen, entsteigen immer mehr Tänzerinnen der kleinen Feuerstelle, einer Requisite aus Karton. Auf der Bühne entbrennt ein tanzendes Flammenmeer. Rote, orange und gelbe Stoffbänder umspielen die hautengen schwarzen Kostüme. Die 'Jolly Jumpers' aus Amendingen heizen dem Publikum mit dem Tanz 'Inferno' ein. Dann dröhnt ein donnerndes Gewitter aus den Lautsprechern. Regen - ein transparentes blaues Tuch - wirft die Tänzerinnen zu Boden. Die Feuersbrunst erlischt.
Gleiche Chancen für alle
20 Fasnetstanzgruppen mit insgesamt 267 Tänzern treten an diesem Freitagabend in der Haslacher Turnhalle gegeneinander an. Heute ist der Vorentscheid zum Oberschwaben-Cup, den der örtliche Musikverein heuer zum neunten Mal veranstaltet. Die zehn besten Gruppen kämpfen dann im Finale am Samstag um den Sieg. Wer es unter die vier besten schafft, hat sich außerdem für den Baden-Württemberg-Cup qualifiziert. Die Veranstaltung findet im Oktober in Haslach statt. Damit alle die gleiche Chance haben, starten die Gruppen in ausgeloster Reihenfolge und werden von Moderator Martin Simma, dem Vorsitzenden des Musikvereins, gleichermaßen angekündigt: Name, Herkunftsort, Tanztitel, Musik.
'Jetzt kommen die Chica Baillas aus Eberhardzell mit dem Tanz der Vampire und einem Techno-Mix', ruft Simma gerade ins Mikrofon. Zwei Samt verhangene Tische mit Kerzenleuchtern flankieren die schummrige Bühne, dazwischen ein Sarg und davor ein Tänzer mit abwehrend hoch erhobenem Holzkreuz. Ängstlich schrecken die Vampire zurück, blecken dann aber die langen, spitzen Zähne und schlagen sie ihren Opfern in den Hals. Wer gebissen wird, entblößt ein leichenblasses Gesicht.
Während dessen kribbelt es Zuschauerin Tanja Klapfer in den Beinen. Vor einigen Jahren stand sie selber als Tänzerin auf der Bühne. 'Ich bin immer wieder auf die verschiedenen Themen und die einfallsreichen Kostüme gespannt', sagt sie und fügt hinzu: 'Außerdem gefällt mir, dass diesmal so viele neue Gruppen dabei sind. Das sorgt für Abwechslung.'
Etwa die Hälfte der Gruppen ist heuer zum ersten Mal dabei, freut sich Martin Simma über die zahlreichen Neuanmeldungen. 'Inzwischen haben wir ja so ein Niveau, so ein Image, dass viele sich zuerst gar nicht her trauen.' Seiner Meinung nach haben es die Tänzer, die sich das ganze Jahr über viel Arbeit machen, verdient, einmal professionell bewertet zu werden, anstatt nur ab und zu in der einen oder anderen Gemeinde aufzutreten. Mit professionell meint Simma die vierköpfige Jury aus Tanzwertungsrichtern, Profitänzern und einem Musicaldarsteller.
Konzentriert mustern die vier Juroren die Benninger Prinzengarde, die bei ihrem Tanz 'Frozen' gerade die perlmuttfarbenen Umhänge von den Schultern gleiten lassen und in eisigen Farben schillernde, bauchfreie Kostüme freigeben. Oder wenig später die Rückwärtssaltos der Showtanzgruppe Tannheim und die kerzengeraden Räder, die die Legauer Dance Group schlägt. Bewertet wird die Übereinstimmung von Musik und Bewegung, Choreographie, Originalität und Kreativität, Schwierigkeit, Ausführung und letztlich der Gesamteindruck.
Heute entscheidet allein die Jury, am Samstag geht die Meinung des Publikums zu 30 Prozent mit ein. Den ersten Platz belegt am Samstag schließlich die Showtanzgruppe Tannheim mit ihrer Choreographie 'Difference Forms Music'. Außerdem bekommen sie für ihre Gewänder, die mit fantasievollen, neonfarbenen Elementen verziert sind, den Preis für das beste Kostüm.