Marktoberdorf (sg/az). - Nassschnee in Verbindung mit heftigem Wind ist die Ursache für geknickte Strommasten im Münsterland. 250 000 Menschen waren dort am Wochenende ohne Strom, etliche sind es noch immer. In Marktoberdorf werden bei diesen Nachrichtenbildern besondere Erinnerungen wach: Im April 1994 war die Ostallgäuer Kreisstadt in genau dergleichen Situation. Tagelang ging hier nichts mehr, nachdem das Sturmtief Pallas übers Land gefegt war und noch einmal jede Menge Schnee mitbrachte. Gleichzeitig war die Temperatur angestiegen. Als die Böen die Schneelast von den dicken 110-Kilovolt-Leitungen an den Strommasten bei Biessenhofen abschüttelte, schnellten die Seile hoch - und ließen so allein 69 riesige Gittermasten wie Streichholzkonstruktionen zusammenknicken. Dabei rissen auch die Leitungen mit der Folge, dass die Stromversorgung fürs Ostallgäu teilweise lahm gelegt war.
13. April 1994: Ab 5 Uhr an jenem Mittwoch vor elf Jahren war mehr oder weniger das gesamte Stromversorgungsnetz im mittleren Ostallgäu tot. Statt Glühbirnen spendeten Kerzen und Taschenlampen Licht, die Küchen blieben kalt, es konnte an jenem Tag weder Geld abgehoben, Benzin getankt noch eingekauft werden. In den Betrieben standen zunächst alle Maschinen still. Operationen im Krankenhaus konnten nur in dringendsten Fällen durchgeführt werden. Bis aus Holland wurden Notstromaggregate angefordert. Manche Dörfer oder Ortsteile hatten Glück, weil sie schon am nächsten Tag mit Notstrom versorgt wurden. Andere Orte, vor allem Weiler, mussten zum Teil vier Tage und länger darauf warten, bis wieder Strom floss. Rund 700 Mitarbeiter von Stromversorgungsunternehmen aus ganz Deutschland waren in den Gebieten um Biessenhofen, Marktoberdorf und Schongau im Einsatz, um die Schäden am Leitungsnetz wieder zu beheben.