Von Margret Sturm, Wiedergeltingen/Bad Wörishofen - Die Autobahn A96 zwischen Wiedergeltingen und Bad Wörishofen - seit Mai 2001 in Bau - soll noch heuer fertig werden. Weshalb es gut eineinhalb Jahre dauert, eine solche Strecke zu bauen und was alles damit verbunden ist, schilderten jetzt Jürgen Gottschlich, Leiter der Dienststelle Kempten der Autobahndirektion Südbayern, Sachgebietsleiter Ralf Eisele und Projektleiter Peter Romanesen. Wer weiß schon, dass für die Autobahn insgesamt 14 Kilometer Rohrleitungen verlegt werden mussten? Dass dafür vier neue Regenrückhaltebecken entstehen? Oder dass der Brückenbau allein 3,5 von den 8,8 Millionen Euro Gesamtkosten verschlingt? Der Autobahnbau ist eine Wissenschaft für sich. So wundert sich der Laie womöglich, dass die neue Fahrbahn, die direkt neben der alten B18 entsteht, teilweise bis zu einem halben Meter höher liegt. Und doch sollen in einigen Wochen die neue Südfahrbahn und die alte Straße eine neue Autobahn ergeben. Im Mai vor einem Jahr wurden zunächst einmal die sechs Brückenbauwerke - darunter zwei Überführungen - in Angriff genommen, weil sie die längste Bauzeit haben und weil sie den Bau der Straße selbst blockieren können. Die Brücke über die Wertach ist mit 80 Metern Stützweite die größte der sechs. Später, teilweise aber auch parallel, begann man mit dem Erdbau. Dabei wird, wie Projektleiter Romanesen erläutert, zuerst der Humus abgeschoben und dann der Untergrund mit Kalk, Zement oder ähnlichem stabilisiert oder, falls er garnichts taugt, rausgenommen und durch Kies ersetzt. Setzungen dürfen nachher nämlich höchstens im Millimeterbereich auftreten; deshalb wird der Untergrund auch von einem Labor ganz genau untersucht.
Versteckte Transportleitung Heuer im Sommer war der Erdbau fertig - inklusive der Entwässerungseinrichtungen. So gibt es zum Beispiel alle 40 Meter eine Einlaufstelle, an der das Wasser über einen Schacht in eine im Mittelstreifen versteckte Transportleitung läuft. Wenn die Autobahn tiefer liegt als das Gelände, müssen auch links und rechts der Fahrbahn Rohrleitungen zur Entwässerung gelegt werden. Wie erwähnt, hat man in diesem Autobahnabschnitt 14 Kilometer Rohrleitungen gelegt. Aber auch auf Strom-, Gas-, Wasser- und Telefonleitungen, die unter der Straße verlaufen, muss Rücksicht genommen werden.
Genauigkeit ist vonnöten Der Oberbau der Autobahn besteht aus einer 40 Zentimeter hohen Frostschutzschicht, dann folgt die 18 Zentimeter hohe Asphalttragschicht. Sie ist aus ganz grobem Material und soll das Gewicht der Fahrzeuge verteilen. Weiter geht es mit einer 8,5 Zentimeter dicken Asphaltbinderschicht, die die grobe Tragschicht mit der feinen, nur 3,5 Zentimeter hohen Deckschicht verbindet. Diese Deckschicht, auf der man fährt und die hier erst Ende September aufgebracht wird, soll griffig, eben und dicht sein, damit sie das Wasser ableitet. Die Fachleute achten auch auf eine gewisse Querneigung der Straße, damit das Wasser zur Seite abfließen kann und die Fahrzeuge später nicht aus der Kurve fliegen. Schließlich müssen die alte und die neue Trasse noch in der Höhe angeglichen werden; das geschieht mittels einer mindestens zwölf Zentimeter hohen Ausgleichsschicht. Sollten mehr Zentimeter vonnöten sein, braucht man auch eine neue Tragschicht. Das heißt im Klartext, dass die nördliche Fahrbahn nicht neu gebaut wird - zumindest zunächst nicht. 'Sie ist ja verkehrssicher und leistungsfähig, vielleicht müssen ein paar Risse ausgebessert werden,' sagt Gottschlich. 'Uns erscheint es sinnvoller, dann erst einmal den Abschnitt Memmingen-Erkheim auszubauen und erst später, wenn wieder Geld zur Verfügung steht, die nördliche Fahrbahn zwischen Wiedergeltingen und Bad Wörishofen.'