Wenn Josef Schneider abends von der Arbeit heimkommt, fährt er erst mal den Computer hoch. Jetzt beginnt der zweite Teil eines langen Tages. Schneider hat parallel zu seinem Job als Lagerist so etwas wie einen Nebenberuf.
Der 52-jährige Marktoberdorfer organisiert Konzerte. Und das seit 25 Jahren. "Rockabend Concerts" tauften er und sein gleichaltriger Partner, der Kaufbeurer Horst Mische, ihre gemeinsame Konzertagentur. Seit einem Vierteljahrhundert holen Schneider und Mische angesagte Bands der Rock- und Metal-Szene ins Allgäu. Und beglücken damit nicht nur hiesige Fans. Zu den hochkarätigsten Konzerten kommen Zuschauer aus ganz Deutschland und halb Europa. Als erstes checkt Schneider seine Mails. Dann wechselt er zu Internetseiten, auf denen es Szene-Neuigkeiten gibt. Auf dem Laufenden bleiben, nicht locker lassen – so lautet das Motto von Schneider und Mische, denen ihre Freunde schon während der gemeinsamen Jugendzeit in Unterthingau (Ostallgäu) die Spitznamen 'Meggy' (Schneider) und 'Nazl' (Mische) gaben. 'Das ist kein Kindergeburtstag, sondern ein hartes Geschäft', sagt Schneider.
Er und Mische haben sich mit Rockabend Concerts einen Namen gemacht – bei Bands wie Fans. Beispiel Avantasia. Das Metal-Opera-Projekt um den Edguy-Sänger Tobias Sammet hat nur zwölf Konzerte weltweit gegeben. Eins davon konnte das Duo ins Allgäu holen. Oder Edguy. Die hessische Power-Metal-Band spiele normalerweise nur in großen Hallen.
Dank der guten Kontakte gab Edguy gestern Abend im Memminger Kaminwerk ein Clubkonzert. Klar, dass es schon lange vorher ausverkauft war.
Schneider und Mische fingen Ende der 1970er Jahre an, sogenannte Rockabende zu organisieren. Weil die Musik, die sie mochten, nirgends gespielt wurde, legten sie ihren Lieblingsrock selbst auf. Bald aber genügten ihnen die Konservenklänge nicht mehr, sie wollten ihre Idole leibhaftig sehen und hören.

Neu-Ulm
Petition gegen Onkelz-Konzerte im Wiley: Die Fans sind sauer
Ins Schleudern geraten
1986 schlug die Geburtsstunde des kommerziellen Unternehmens 'Rockabend Concerts'. Damals stand in Kaufbeuren noch die Zeppelinhalle zur Verfügung. Das Motto der Konzerte: Von Fans für Fans.
Im Jahr 2005 war in der Zeppelinhalle allerdings Schluss, Schneider und Mische mussten sich nach einer neuen Heimstatt umsehen. Schneider gibt zu: Das ganze Unternehmen geriet damals ins Schleudern. 'Verzweifelt haben wir nach Ausweichorten gesucht." Es musste schnell gehen. 'Eine Lücke durfte nicht entstehen. Sonst wären wir weg vom Fenster gewesen.' Im Nachhinein war die Krise sogar hilfreich. Die kleineren Konzerte führen Schneider und Mische nun im Kaminwerk in Memmingen durch, ab 1000 Besucher aufwärts gehen sie in die Kaufbeurer Karthalle.
Finanziell gesehen ist das Organisieren von Konzerten ohne öffentliche Zuschüsse eine Achterbahnfahrt. Mal geht es bergauf, mal bergab. Nicht immer geht die Rechnung auf. Die eine oder andere Sache wurde schon in den Sand gesetzt. Meggy Schneider hat sich für solche Katastrophen einen Spruch zurechtgelegt. 'Wer fällt, kann auch wieder aufstehen', sagt er. Und fügt an: 'Wir haben’s immer wieder geschafft – deswegen sind wir noch da.'
Die nächsten Konzerte von Rockabend Concerts finden in der Karthalle Kaufbeuren statt. Am Samstag, 12. November, tritt 'Amon Amarth' mit 'As I Lay Dying' und 'Septic Flesh' auf, am Mittwoch, 28. Dezember, 'In Extremo'. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Karten im Vorverkauf bei unserer Zeitung, Telefon 01805/132 132.