Sie sind seit Jahrzehnten eifrige Verfechter der Kneipp'schen Lehre - aber was momentan im Namen des Wasserdoktors am Hopfensee geplant wird, lässt sie nur den Kopf schütteln: Beim Führungsteam des Füssener Kneippvereins kommt die Kneipp-Insel nicht gut an. 'Das ist doch nur ein Gaudi-Spektakel', meint Beirat Franz Bechteler. Das sieht Tourismus-Chef Stefan Fredlmeier völlig anders: 'Die Zielsetzung in Hopfen am See ist, Kneipp durch zeitgemäße Inszenierungen denjenigen nahezubringen, für die seine Lehre etwas angestaubt wirkt.' Zudem verweist er darauf, dass Hopfen dank der Insel sowie weiterer Projekte zum Kneipp-Heilbad werden könne.
Die Nachricht vom geplanten Eiland überraschte den seit 1929 in Füssen tätigen Kneippverein vollkommen: 'Es ist bedauerlich, dass FTM die Menschen nicht mit einbezieht, sondern vor vollendete Tatsachen stellt', sagt Vorsitzender Manfred Wagner kopfschüttelnd. Es spreche wirklich nichts dagegen, die Kneipp-Infrastruktur in Hopfen auszubauen. Doch bitte nicht so: 'Diese Art von Einrichtungen liegt uns nicht.' Eine 'echte', möglicherweise überdachte Kneipp-Anlage wäre für Hopfen sinnvoll gewesen, argumentiert Franz Bechteler. Aber nicht eine solche Gaudi-Insel, die ohnehin nur Tagesausflügler anziehe. Ehrenvorsitzende Cilly Kahle fordert, dass man offenbar zur Verfügung stehende Mittel in Bad Faulenbach investieren sollte. Da gebe es manches Juwel, das nicht mehr gepflegt wird: die Naturbäder zum Beispiel.
Neue Zielgruppen ansprechen
Man könne Fördergelder nicht einfach für andere Projekte verwenden, so Tourismus-Chef Fredlmeier: Gerade weil die Idee mit der Kneipp-Insel und den anderen Maßnahmen so gut bei den Zuschussgebern angekommen sei, habe man die Förderung überhaupt erst bekommen. Die Kritik aus dem Lager der Kneippianer kann er ohnehin nicht nachvollziehen. Fredlmeier verweist darauf, dass der 'Hauptanstoß für die Höherprädikatisierung Hopfens vom Kur- und Verkehrsverein gekommen ist. Wenn jemand aktiv ist, dann unterstützen wir ihn gerne'.
Das unterstreicht Andreas Eggensberger vom Kur- und Verkehrsverein: 'Kneipp muss auch Nicht-Kneipp-Fans ansprechen', man habe das Projekt auf Vereinsebene entwickelt. Zudem versichert der Kneippbademeister, dass man 'für die Umsetzung der Kräuterspirale Partner wie den Gartenbauverein und den Kneippverein' mit ins Boot holen wollte. Eggensberger hat sich dazu bereit erklärt, dem Vorstand des Kneippvereins die Idee der touristischen Perlenkette mit dem Ziel 'Kneipp-Heilbad' in Hopfen vorzustellen.
Bezogen auf Bad Faulenbach erinnert Tourismus-Chef Fredlmeier auf seit eineinhalb Jahren laufende Gespräche mit Bürgern. Im 'Bad Faulenbacher Forum' prüfe man intensiv, inwieweit dieser Ortsteil zum Kneipp-Heilbad aufgewertet werden könne und wie man gleichzeitig das auf wackeligen Beinen stehende Prädikat Mineralheilbad für die Zukunft sichern könne. 'Das ist definitiv in der Diskussion.' Er wolle den Kneippverein 'sehr gerne' daran beteiligen.