Dass Bürgerwillen, große Politik, Verbrechen und "Spezlwirtschaft" so nahe und bestens ausgeleuchtet beieinander liegen, ist wohl nur beim Fernsehen möglich. Doch genau diese Erfahrung konnte die Gruppe von Kaufbeurern machen, die am Mittwochabend zur Sendung "Jetzt red i" in die Studios des Bayerischen Rundfunks nach München-Unterföhring gefahren war. Denn bevor die rund drei Dutzend Zuschauer aus dem Allgäu verfolgten, was die Vertreter von Ministerien und Behörden auf die Anregungen der Bürger sagen, gab es eine Führung durch den Studio-Komplex.
Auf dem Weg zum >- Studio führte BR-Produktionsleiter Stefan Schäfer Oberbürgermeister Stefan Bosse samt Familie sowie die Bürger, die sich bei der Aufzeichnung in der Zeppelinhalle zu Wort gemeldet hatten, zunächst durch einen kahlen, grauen, aber penibel inszenierten Bürogang. Die aufmerksamen Beobachter unter den Gästen hatten schnell erkannt, dass es sich dabei um das > aus dem Münchner > handelt. Ein paar Schritte weiter war ein altertümlicher Getränkemarkt aufgebaut und von Hunderten von Scheinwerfern an der Decke bestens beleuchtbar. Hier dreht Helmut Schleich seine kabarettistische >.
Harte Stühle in der Studio-Ecke
Während die Besucher von Schäfer viel über den großen Aufwand von Fernsehproduktionen erfuhren, rollten im Hof des BR-Areals etliche wuchtige, schwarze Karossen direkt vor den Eingang des Studios 3: die Vertreter der Regierung und der Behörden. Nachdem sie dick geschminkt worden sind, nahmen sie am charakteristischen >-Stammtisch bei gefüllten Krügen und Brezen Platz. Die Allgäuer Gäste hatten es nicht ganz so komfortabel. Sie mussten mit harten Stühlen in einer entlegenen Ecke des Studios vorlieb nehmen. Schließlich brauchten die vier Kameras viel Platz. Dann zählte der Regisseur die Minuten und Sekunden bis zum Ende des ersten > herunter.
Moderator Andreas Bönte begrüßte die Zuschauer, bevor er von den Funktionsträgern am > ruhig aber bestimmt Rede und Antwort zu den Problemen aus den Wertachstadt verlangte. Nach einer Dreiviertel Stunde bedankte sich Bönte bei den Bürgern von > für ihre Diskussionsbeiträge und die Sendung war beendet.
Doch in der Kantine gleich nebenan trafen sich Zuschauer, Politiker und Fernsehleute noch zum gemütlichen Plausch am reichhaltigen Büfett. OB Bosse zog eine sehr positive Bilanz des >-Gastspiels in Kaufbeuren: Die Stadt sei den Fernsehzuschauern mehrfach als schöner und lebenswerter Ort vermittelt worden. Vor allem aber habe sich Kaufbeuren in der heißen Phase der Bundeswehrreform als guter Truppenstandort > können.
Entsprechend drängte Bosse auch gleich mit einigen Kaufbeurer Soldaten zum Stehtisch, an dem sich Verteidigungs-Staatssekretär Schmidt sein Abendessen schmecken ließ.
Enttäuscht waren naturgemäß die, deren Themen auf dem Podium nicht zur Sprache kamen. Unternehmerin Katharina Wiedemann etwa, die eine ortsnahe Beschulung ihrer Auszubildenden gefordert hatte. Oder Wolfgang Heinlein und Günther Seydel, die für wenig Bürokratie und juristische Verantwortung für Vereinsfunktionäre plädiert hatten. Helmut Winkler und seine Kameraden vom Feuerwehrverein nahmen dagegen BR-Redakteur Florian Kienast in die Mangel - mit Erfolg.
Er kündigte an, dass die Platzprobleme des Museums vielleicht bei einer >-Sendung mit gesammelten Themen aus vielen Orten doch noch auf die Bildschirme kommen könnten. In Schleichs > war inzwischen Feierabend.