Musikertreffen: Jugendkapellen aus Megève, Settimo und Oberstdorf beeindrucken als "Euro-Stage-Orchester" in Oberstdorf

9. August 2011 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Fredrik von Erichsen (dpa)

Überschrittene Grenzen

Drei Länder, drei Dirigenten und doch nur eine Sprache: Die Musik.

Rund 70 junge Musiker aus Frankreich, Italien und Deutschland bilden zusammen das > und haben ein sowohl abwechslungsreiches als auch stimmiges Konzert auf die Bühne des Oberstdorf-Hauses gebracht. Eine beeindruckende Leistung der drei Jugendkapellen aus Megève/Frankreich, Settimo/Italien sowie Oberstdorf - und das nach nur vier Probentagen. Hier durfte jeder seine Lieblingsstücke mitbringen und so haben die drei Dirigenten Yannick Vandini (Frankreich), Dino Domatti (Italien) und Marius Galvin (Deutschland) in ihren Notenkisten musikalische Schätze ausgegraben, die sämtliche Grenzen überwinden. Verständigungsschwierigkeiten? Keineswegs, denn mit Hilfe der charmanten dreisprachigen Moderation von Carla und Elisabeth Ländle (französisch), Vera Titscher (italienisch) und Markus Hartl (deutsch) konnten sowohl Einheimische als auch Gäste in den vollen Konzertgenuss kommen.

Gleich zu Beginn des Abschlusskonzertes der musikalischen Dreiländerbegegnung am Fuße des Nebelhorns wird das globale Konzept des > hörbar.

Fulminant gestaltet sich die Auftakt-Suite > (James Curnow) und bietet nach einer rasanten Raketenfahrt eine klangliche Außensicht auf die Weltkugel, die unisono und in couragiert gespielten Solopassagen Ländergrenzen verschwimmen lässt.

Von der Klassik zum Broadway

Doch nicht nur die geographischen Grenzen werden überschritten, auch musikalisch bewegen sich die Jungmusiker gekonnt zwischen den verschiedenen Stilrichtungen. Egal ob im Klassikwerk > (Georg Muffat), mit fetzigem Discosound à la > (Arrangement Paul Murtha) und mit Abba-Hits in > (Robert Longfield) oder mit den flotten Broadway-Melodien in > (John Moss Ford), das Orchester bietet stets einen harmonischen, stilsicheren Gesamtklang.

Die einzelnen Register überzeugen aber auch im >. So wird > (Franck Erickson) von einem lyrischen Klarinettenpart dominiert, in Jan van Kraeydoncks > verwandelt sich das Orchester in einen rockigen Gospelchor und die > von André Waignein fordert mit ihrem choralartigen Aufbau besondere Konzentration beim Einhalten der eigenen Melodielinien.

Humoristischer Höhepunkt ist > von Ivo Kouwenhoven. Darin wird jedoch keinesfalls ein Mobiltelefon beschrieben, sondern ein mehr oder wenig geschickter Handwerker.

Dieser tritt auch prompt in persona in Erscheinung und sorgt nicht nur mit seiner klanglichen Unterstützung auf seinen Werkzeugen für Lacher, sondern vor allem mit seiner clownesken Interaktion mit dem Dirigenten Yannick Vandini.

Das > beweist auf einzigartige Art, dass Musik nicht nur grenzüberschreitend, sondern auch eine internationale Sprache ist. Mit jugendlicher Frische und ausgelassener Spielfreude überzeugen die jungen Instrumentalisten - und das, obwohl der eine oder andere vielleicht noch kleine Augen vom Marktfest-Besuch hat, wie die kleine Elisabeth Ländle in ihrer hinreißenden Ansage scherzhaft zweisprachig anmerkt.