Auf Fußgänger und Radler an den Kneippwiesen in Bad Faulenbach wirkten die Töne der Streicher und Bläser wie das Signal zu einem Stopp. Könnte es ein schöneres Kompliment für die Füssener 'Kammersolisten' unter der Leitung von John Arthur Westerdoll an der Violine geben, als das Lauschen zahlreicher 'Zaungäste'? Lang anhaltender Applaus war der Dank der gemischten, rund hundertköpfigen Publikumsschar.
In legerem Rahmen mit von weißem Tuch bedeckten Bänken, Stühlen und Decken auf grüner Wiese bot sich auch Mädchen und Buben ihr vielleicht erstes großes Erlebnis mit dem Genie namens Beethoven. Seinen bekannten Humor ließ Westerdoll nur kurz bei der 45-minütigen Einführung aufblitzen. Der zweite Teil der Veranstaltung mit Beethovens Septett op. 20 ließ einen Westerdoll erleben, der sich und seine Gaben ganz in den Dienst der E-Musik stellte: Hoch konzentriert und Teil des Ensembles, das nicht allein mit den beiden Streichern Brigitte Mang und Wolfgang Berger (Violincello und Viola) gut besetzt war. Für Roland Kurz (Horn), Friedrich Schweiger (Fagott) und Robert Maul (Klarinette) hält dieses Werk ebenfalls genügend Solopartien bereit, um ihr Können zu zeigen. Den solidesten Part hatte Kontrabassist Andreas Pyzik, der für die Klangfülle des Septetts stets Sorge trug.
Im Publikum wurde die Einführung Westerdolls in den Konzertabend äußerst positiv aufgenommen. Er betonte: 'Man muss Beethoven in Wien suchen', und gab den amüsanten Hinweis auf die mehr als 80 Umzüge dieser mit ungezügelter Vitalität auftretenden Persönlichkeit, die später schwer erkrankt ihr Werk vollenden wollte. Hilfreich für das Verständnis des Septetts waren die angespielten und von seinem 'Maestro' prägnant kommentierten Musikpassagen als Zitate. Westerdolls Violine gab da zum Beispiel eine wunderbare Melodie an Mauls Klarinette weiter.
Für Mensch und Natur und auch die rührige Interessengemeinschaft Bad Faulenbach gelang Petrus ein Sommerabend wie ihn sich Füssen viel öfter wünscht. Der Erlös des Konzerts geht an die Sing- und Musikschule Füssen.