In der langen Geschichte des Füssener Bürgerspitals wird ein neues Kapitel aufgeschlagen: Sobald das Rote Kreuz das Pflegeheim aufgegeben hat, werden Evi und Ferdinand Griesmann als Pächter die altehrwürdige Einrichtung übernehmen. Sie wollen ein modernes Wohn- und Betreuungsangebot für Senioren schaffen. "Ich darf ihnen verkünden", sagte Bürgermeister Paul Iacob bei einem Pressetermin fast schon pathetisch, "dass das Heilig-Geist-Spital weiterlebt." Eines der "Fundamente unserer Stadt" werde fortbestehen.
Die künftigen Betreiber aus Schwangau sind alles andere als Neulinge in der Altenpflege. Die examinierte Kinderkrankenschwester Evi Griesmann hat bereits 2004 den Pflegedienst 'Ambulante Pflege mit Herz' gegründet. Und vor wenigen Jahren hob sie mit ihrem Mann die erste Seniorenwohngemeinschaft in Schwaben aus der Taufe: Zwölf Plätze für Pflegebedürftige und Demente werden in der WG in Schwangau angeboten. Das Motto: 'Die Menschen leben ihr Leben – mit unserer Hilfe', sagt Evi Griesmann. Dieses Konzept komme gut an: 'Wir haben eine große Warteliste.'
Sobald das Rote Kreuz den Betrieb des Pflegeheims einstellt – laut dem Bürgermeister wird das in wenigen Wochen der Fall sein –, wird das Ehepaar Griesmann die Einrichtung übernehmen. Die jetzigen Heimbewohner können entweder ins neue Pflegeheim St. Martin umziehen oder im Bürgerspital bleiben. Einen Umzugszwang gebe es nicht, versichert der Rathaus-Chef. Lediglich in der 'ruppigen Phase' der anstehenden Bauarbeiten könne es sein, dass die Bewohner kurzfristig verlegt werden müssten.
Denn für die Zukunft des Spitals wird viel Geld in die Hand genommen: Eine halbe Million Euro wird verbaut – ein Viertel davon trägt die Stiftung, den Rest übernehmen die Griesmanns.
In vier Wochen sollen die wichtigsten Bauarbeiten über die Bühne gehen, 'damit man das Bürgerspital nicht zusperren muss', sagt Ferdinand Griesmann. Die einzelnen Angebote würden nach und nach in Betrieb gehen, je nachdem, wie sich die Nachfrage entwickelt. Auch in Abstimmung mit dem Seniorenbeirat ist Folgendes geplant:

Schon Ende 2023
Wegen Personalmangel: Allgäuer Pflegeheim macht dicht!
Zwei ambulant betreute Hausgemeinschaften mit je zwölf Plätzen entstehen. Die Bewohner haben eigene Zimmer, doch gibt es auch Gemeinschaftsräume (hierfür sind Umbauarbeiten notwendig). 'Das ist eine Wohnform der fünften Generation', sagt Griesmann. Gedacht sind die Plätze für pflegebedürftige und demente Senioren. Sie beziehungsweise ihre Angehörigen haben ein Stimmrecht, um das Zusammenleben zu regeln.
'Da stehen wir als Dienstleister in der Pflicht: Denn die Bewohner könnten auch einen anderen Pflegedienst wählen', erklärt der künftige Betreiber. Die Mietverträge schließt die Stiftung ab.
Vorgesehen sind auch rund zehn Wohnungen nach dem Modell des Betreuten Wohnens. 'Es soll bezahlbar sein, das wird nichts Exklusives', sagt Ferdinand Griesmann zu den geplanten Mieten.
Außerdem entsteht eine Begegnungsstätte, die für alle Senioren in Füssen offensteht. Iacob kann sich vorstellen, dass hier auch die Volkshochschule kreative Kurse für betagte Bürger anbietet oder dass die Musikschüler hier ab und zu ein Konzert geben. Vorgesehen ist zudem eine Tagespflegestätte.
Zudem wird eine neutrale Beratungsstelle für Senioren eingerichtet. Womöglich wird ein Verein der Träger sein, doch das ist momentan noch nicht geklärt. Das Gesamtkonzept sei einzigartig, sagt Griesmann: 'Mir ist nicht bekannt, dass es so etwas in dieser Form in Bayern gibt.'
Den größten Brocken bei den Investitionen stellen die Brandschutzmaßnahmen dar. So muss zum Beispiel ein zweiter Rettungsweg im rückwärtigen Teil des Spitals gebaut werden. Auch eine teilweise energetische Sanierung und der Bau eines Blockheizkraftwerkes sind vorgesehen.