Es ist ein lang gehegter Wunsch. Lange schlummerten die Pläne in einer Schublade. Vergessen wurden sie jedoch nie. Nach mehr als einem Jahrzehnt werden sie jetzt Wirklichkeit: Die Alpe 'Vögelsberg' wird voraussichtlich ab Juli auf der 'Strumpfar-Wiese' neben dem Heimatmuseum in Oberstaufen wieder aufgebaut. Rund 350 000 Euro investiert die Gemeinde – samt Ausbau der Außenanlagen.
Georg Wagners Augen leuchten jedes Mal, wenn er von seinem neuen Projekt berichtet. Dem Vorsitzenden des Heimdienstes Oberstaufen ist es ein großes, ein persönliches Anliegen, dass das 'Vögel-Haus' das Heimatmuseum 'Beim Strumpfar' um eine Attraktion erweitern wird. Seit nunmehr 40 Jahren ist er im Heimatdienst tätig, und hat schon einige Allgäuer Raritäten gerettet. 'Man braucht ein Auge für die alten Häuser', erzählt Georg Wagner. Sein Sohn Christian habe dieses Auge. Er hat damals das 'Vögel-Haus' in Döbelsried, einem Staufner Ortsteil, entdeckt. 'Zum Glück noch vor dem Denkmalschutz.' Denn andernfalls hätte der Heimatdienst das Gebäude vielleicht nicht so leicht abtragen können. Das Besondere an dem Haus: 'Es ist alles noch im Originalzustand. Ein Bauernhaus, wie es im 18. Jahrhundert typisch war für das Allgäu.'
1775 wurde das Haus im Zuge der Vereinödung in Döbelsried gebaut. Vorne, im Wohnteil, befinden sich auf einem Grundriss von neun mal neun Metern im Erdgeschoss ein Flur, eine Stube und ein Schlafzimmer. Im Obergeschoss sind weitere vier Wohnräume. Ein Bad oder eine Küche gibt es nicht. 'Gekocht wurde im Hausgang. Auf einem Herd, der mit Holz geheizt wird. Das WC war im Stall', erklärt Wagner. Sogar der Herd sei noch komplett erhalten und funktionstüchtig. 'Nur der Käskessel, der in einer Nische daneben hing, ist weg.' Der landwirtschaftliche Teil, der an die Wohnräume anschließt, ist etwas größer: 12 mal 16 Meter.
Im 'gestrickten' Stil gebaut
Gebaut wurde alles im 'gestrickten' Blockhausstil – die Holzbalken sind also wie gestrickt miteinander verbunden. 'Es gab vor der Haustür einen überdachten Freiraum', erklärt Wagner eine weitere Besonderheit des Hauses. Andere Bauernhäuser seien mit der Zeit umgebaut worden. Der überdachte Freiraum wurde so meist in den Wohnteil integriert. Das 'Vögel-Haus' jedoch blieb über all die Jahre nahezu in seinem Urzustand – und wurde stets bewohnt. 'Bis 1890 war dort eine Landwirtschaft. Dann wurde es zur Alpe.' Diese Funktion behielt das Haus, das nach seinem letzten Besitzer benannt ist, bis es vom Heimatdienst abgebrochen wurde.

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Das geschah im Sommer 1998. Stück für Stück, Latte für Latte und Brett für Brett musste jedes Bauteil mit einer Nummer versehen und katalogisiert werden – schließlich soll beim Wiederaufbau alles genau auf seinen alten Platz kommen. 'Eine Riesenarbeit', wie Georg Wagner es beschreibt. Dann begann der Dornröschenschlaf des Gebäudes. 14 Jahre lang lagerten die Einzelteile auf dem Museumsgelände. 'Eigentlich sollte das Haus gleich wieder aufgebaut werden', erinnert sich der 71-Jährige. Aber aus den Plänen wurde nichts. Die vorgesehenen Mittel flossen in andere Projekte.
Ländlicher Park geplant
Wenn das 'Vögel-Haus' bald wieder steht, sollen darin Museumsräume entstehen. Irgendwann, so Wagner, soll es dort dann eine Museums-Gaststätte geben. Doch bis dahin werde noch viel passieren.
Die 'Strumpfar-Wiese' soll als ländlicher Park gestaltet werden, erklärt Bürgermeister Walter Grath. Es sollen die Land- und die Alpwirtschaft mitten im Ortskern anschaulich gemacht werden, schließlich spielen sie in Oberstaufen eine bedeutende Rolle: 'Mit über 160 bewirtschafteten Alpen im Gemeindegebiet haben wir die größte Alpwirtschaft in Bayern.'
Der Heimatdienst hat noch weitere Pläne: 'Es gibt da noch das Kohler-Haus', ergänzt Georg Wagner. Ein altes Gebäude aus der Ortsmitte von Staufen, das ebenfalls bereits abgetragen auf dem 'Strumpfar-Gelände' ruht. Wie lange das Kohler-Haus dort noch schlummern wird, weiß Wagner nicht: 'Das ist eine andere Geschichte.'