Allgäu Fleisch: Allgäu Fleisch: Nächste Woche beginnt Tönnies zu schlachten

28. Oktober 2011 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Laurin Schmid

Nach Insolvenz soll Betrieb wieder hochgefahren werden

Am 19. Mai hat Allgäu Fleisch den Kemptener Schlachthof stillgelegt, fünf Tage später folgte der Insolvenzantrag. Nächste Woche wird nun ein neues Kapitel in dem Betrieb aufgeschlagen: Zunächst in kleinem Umfang beginnt die Tönnies-Gruppe wieder mit Schlachtungen. Wie berichtet, hat der Branchen-Riese mit Sitz in Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh) die zahlungsunfähige GmbH gekauft. Das Bundeskartellamt gab dazu inzwischen grünes Licht. In den vergangenen Wochen habe bereits ein Team aus Nordrhein-Westfalen die Anlagen inspiziert und in Absprache mit den Behörden teilweise saniert, berichtet Josef Tillmann, Vorstandsmitglied bei Tönnies.

Zu Beginn werde man sich rein auf die Schlachtungen konzentrieren und sehen, dass die Technik reibungslos läuft. Viel mehr als ein Dutzend Leute seien dazu nicht nötig, erläutert der Manager. Zum Teil habe das Unternehmen Mitarbeiter von Allgäu Fleisch übernommen (früher 129 Beschäftigte). Einige Ehemalige haben sich auch bei Tönnies beworben, nachdem die Übernahme spruchreif war.

Anfangs will der Konzern (Jahresumsatz 2009 3,9 Milliarden) beobachten, wie sich das Viehaufkommen entwickelt. 'Irgendwann wollen wir natürlich wieder ein paar hundert Schlachtungen am Tag haben', blickt Tillmann in die Zukunft. Pro Woche wurden in besten Allgäu Fleisch-Zeiten 800 Rinder und 3500 Schweine geschlachtet und verarbeitet.

Wichtig für Bauern und Metzger

Besonders Landwirte und Metzgereien aus der Region hatten nach der Insolvenz inständig gehofft, dass der Schlachtbetrieb möglichst bald wieder aufgenommen wird. Sogar über eine Genossenschaft dachten Funktionäre nach, um ihr Schlachtvieh in der Nähe der heimischen Höfe verarbeiten lassen zu können. Auch der hiesige Lebensmittel-Primus Feneberg hatte großes Interesse am Erhalt des Schlachthofs.

Endverbraucher schätzten das Angebot im benachbarten Laden, den Allgäu Fleisch mit Wurst, Fleisch und Tiefkühlware beschickt hatte. 'Den werden wir nicht weiterführen', erklärt Josef Tillmann. Sowohl ein Verkauf als auch die Verpachtung seien denkbar.

Verfahren zieht sich noch

Noch unklar ist, wie die angemeldeten Forderungen in Höhe von 18 Millionen Euro gegenüber der Allgäu Fleisch GmbH abgegolten werden. 'Da sind umfangreiche Prüfungen notwendig, ein Abschluss oder eine Abschlagsverteilung sind noch nicht in Sicht', sagt Insolvenzverwalter Dr. Jens Hourle. Ihn freut indes, dass die langwierigen, schwierigen Kaufverhandlungen tatsächlich zum angestrebten Ziel geführt hätten: der Fortführung des Schlachthofs.