Der Superstreiktag kommt!: Superwarnstreik am Montag: Wo wird im Allgäu gestreikt?

27. März 2023 05:14 Uhr von dpa / Redaktion all-in.de
Warnstreiks
Für Montag haben die Gewekschaften EVG und Verdi groß angelegte Warnstreiks angekündigt. Reisende sollten sich auf weitreichende Einschränkungen im Verkehr einstellen.
Hendrik Schmidt

Mit einem großen Warnstreik legen EVG und Verdi am heutigen Montag weite Teile des öffentlichen Verkehrs lahm. Auch das Allgäu ist betroffen.

Pendler und Reisende in ganz Deutschland müssen sich am heutigen Montag, 27. März, auf weitreichende Einschränkungen im Bahn-, Luft- und Nahverkehr sowie auf Wasserstraßen einstellen. Mit einem großangelegten bundesweiten Warnstreik wollen die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sowie Verdi an dem Tag große Teile des öffentlichen Verkehrs lahmlegen, wie beide Organisationen am Donnerstag in Berlin mitteilten. "Es wird im gesamten Bundesgebiet zu starken Verzögerungen bis hin zum Erliegen der Verkehrsdienste in allen genannten Bereichen kommen", hieß es.

Bus und Bahn: Einschränkungen im Allgäu

Betroffen von der beispiellosen Warnstreik-Aktion sind der Fern-, Regional-, und S-Bahn-Verkehr der Deutschen Bahn sowie weiterer Eisenbahn-Unternehmen. Auch die Allgäuer müssen sich auf Einschränkungen gefasst machen. So wollen sich Angestellte verschiedener Busunternehmen an dem Streik beteiligen. Das soll auch Auswirkungen auf den Schulbusverkehr haben. Laut Landratsamt Oberallgäu sind folgende Bus- und Bahnstrecken am Montag von Einschränkungen und Beeinträchtigungen betroffen: 

  • Linie 61 Kempten-Dietmannsried (RBA)
  • Linie 62 Kempten-Wildpoldsried (RBA)
  • Linie 63 Kempten-Pfronten-Füssen (RBA)
  • Linie 64 Kempten-Immenstadt (RBA)
  • Linie 65 Kempten-Niedersonthofen (RBA)
  • Linie 81: Ausfall einzelner Kurse z.B. 7.45 Immenstadt – Rettenberg – Sonthofen sowie 15,35 Sf- Burgberg- Rettenberg- Wertach und zurück
  • Linie 82: Kurs um 6.22 Uhr von Missen nach Sibratshofen (RVA)
  • Linie 82: Kurs um 7.05 von Seltmanns über Missen, Zaumberg nach Immenstadt (RVA)
  • Linie 44 Bolsterlang/ Obermaiselstein (RVA)
  • Linie 45: Ausfall der Beiwagen früh und Mittag. Ausfall einzelner Kurse, u.a. Kurs um 6.35 Uhr Sonthofen-Ofterschwang Schölang – Oberstdorf (RVA)
  • Linie 1 Oberstdorf-Mittelberg – Baad sowie
  • Linien 2-4 im Kleinwalsertal (RVA) Ausfall einzelner Kurse.

Notfahrpläne gibt es hier:

  • Linie 5 Unterwestegg – Riezlern – Ifen fällt komplett aus (RVA)
  • Linie 9 Ortsbus Oberstdorf Ausfall einzelner Kurse (RVA)
  • Alle Bahnstrecken können betroffen sein.

Nicht betroffen sein werden demnach die Linien 7 und 46. Auf der Linie 47 wird es allenfalls zu minimalen Einschränkungen kommen. "Die Verkehrsunternehmen haben zugesichert, eine Notversorgung aufrecht zu erhalten", heißt es in der Mitteilung des Landratsamtes. So soll etwa versucht werden, wenigstens Grundschüler zur Schule und wieder zurück zu bringen. Allerdings lasse sich nicht abschätzen, ob dieses Versprechen aufrecht erhalten werden kann. Daher "sollten Eltern und Schulen Vorkehrungen treffen: Wenn möglich sollte am Streiktag digitaler Unterricht angeboten werden. Wo dies nicht möglich ist, ist es ratsam, dass Eltern für Schülerinnen und Schüler Fahrgemeinschaften organisieren", so das Landratsamt. Unter bestimmten Bedingungen dürfen Schülerinnen und Schüler am Montag sogar daheim bleiben, hatte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in München erklärt

Auch die Busse und Bahnen im Gebiet des Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbunds werden am heutigen Montag, 27. März, flächendeckend stillgelegt. Möglich ist, dass vereinzelte Fahrten im bodo-Gebiet trotzdem angeboten werden. Dazu sind aber keine Details bekannt, teilt der Verkehrsverbund mit. Auskünfte zu den einzelnen Buslinien geben die jeweiligen Verkehrsunternehmen. Deren Kontaktdaten stehen auf den Fahrplänen an den Bushaltestellen sowie auf den Linienfahrplänen unter fahrplanforum.bodo.de.

 Streik am Flughafen München

Verdi ruft zudem zu Arbeitsniederlegungen an mehreren Flughäfen auf sowie im öffentlichen Nahverkehr in den Bundesländern Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Sachsen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz. Auch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung soll bestreikt werden. Im Allgäu legt außerdem die Autobahnmeisterei Kempten ihre Arbeit nieder.

Wie die Lage aktuell bei Bus, Bahn und am Airport ist, erfahrt ihr im Newsblog der allgaeuer-zeitung.de.

In Bayern sind folgende Regionen und Betriebe betroffen: 

  • Flughafen München (SGM, FMG, Aeroground, FMS)
  • Flughafen Nürnberg GmbH nebst AirPart GmbH
  • Würzburger Straßenbahn GmbH mit WSA Main/Standort Aschaffenburg
  • Verkehrsbetriebe Stadtwerke Schweinfurt GmbH mit WSA Main Standort Schweinfurt
  • Verkehrsgesellschaft der Stadtwerke Bamberg
  • Verkehrsbetrieb Bayreuth
  • VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg
  • infra fürth Verkehr Service GmbH
  • Erlanger Stadtwerke Stadtverkehr GmbH
  • Autobahnmeisterei Fischbach Autobahn GmbH
  • Augsburg: AVG Verkehrs GmbH und ASG
  • Ingolstädter Verkehrsbetriebe
  • Verkehrsbetriebe der Stadtwerke Regensburg
  • Autobahnmeisterei Kempten
  • Autobahnmeistereien in Niederbayern
  • Verkehrsbetriebe Passau und Landshut
  • Autobahn GmbH des Bundes in Rosenheim, München und Nieder-bayern
  • WSA MDK in der Oberpfalz, Niederbayern

Flughafenverband: 380.000 Passagiere betroffen

Nach Einschätzung des Flughafenverbands ADV wird der Warnstreik Hunderttausende Passagiere treffen. "Rund 380.000 Geschäfts- und Privatreisende werden ihren Flug nicht antreten können", teilte der Verband am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin mit. Der ADV sprach von "Streikeskalation nach französischem Vorbild". Ein ganzes Land werde vom internationalen Luftverkehr abgeschnitten.

"Die Gewerkschaften verabschieden sich von der bewährten Tradition, dass in Deutschland Lösungen am Verhandlungstisch erreicht werden", kritisierte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. Die angekündigten Aktionen sprengten jedes vorstellbare und vertretbare Maß und hätten nichts mehr mit einem Warnstreik zu tun. "Vielmehr ist es der Versuch, per Generalstreik französische Verhältnisse in Deutschland einziehen zu lassen."

Die Warnstreiks an Flughäfen betreffen den Gewerkschaften zufolge einerseits die Verhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, zum anderen örtliche Verhandlungen für Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste sowie die bundesweiten Verhandlungen für die Beschäftigten der Luftsicherheit.

Diese Bahn-Unternehmen sind betroffen

Auf der Schiene sind neben der Deutschen Bahn laut EVG unter anderem die Bahn-Unternehmen Transdev, AKN, Osthannoversche Eisenbahnen, erixx, vlexx, eurobahn sowie Die Länderbahn betroffen. "Der ganztägige Streik beginnt in der Regel in der Nacht vom 26. auf den 27. März um 00.00 Uhr und endet um 24.00 Uhr", teilten beide Gewerkschaften weiter mit.

Auch Tunnel werden geschlossen

Die Gewerkschaft Verdi will auch Straßentunnel bestreiken. "Wir werden bestimmte Tunnel in den Blick nehmen", sagte Verdi-Vize Christine Behle in Berlin. Verdi könne zunächst noch nicht konkret sagen, welche Tunnel betroffen seien. Es würden aber bestimmte Tunnel geschlossen, "durch die man dann faktisch nicht fahren kann, beispielsweise der Elbtunnel" in Hamburg.

Montag beginnt die dritte Verhandlungsrunde

Mit den Aktionen erhöht Verdi den Druck für die am Montag beginnende dritte Verhandlungsrunde mit Bund und Kommunen. Gemeinsam mit dem Beamtenbund dbb fordert die Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro mehr Lohn. Die Arbeitgeber hatten in der zweiten Verhandlungsrunde Ende Februar ein Angebot vorgelegt. Es umfasst unter anderem eine Entgelterhöhung von insgesamt fünf Prozent in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2500 Euro.

Ende Februar begannen zudem die Verhandlungen der EVG mit der Bahn und rund 50 weiteren Eisenbahn-Unternehmen. Die Gewerkschaft hatte in der vergangenen Woche ein erstes Angebot der Bahn abgelehnt. Sie fordert mindestens 650 Euro mehr Lohn. Bei den höheren Entgelten strebt sie eine Steigerung um zwölf Prozent an bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten. Die Bahn hatte unter anderem angeboten, die Löhne der rund 180.000 betroffenen Beschäftigten in zwei Schritten um insgesamt 5 Prozent anzuheben sowie mehrere Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2500 Euro in Aussicht gestellt.

Der Nah- und Fernverkehr sowie Flughäfen in ganz Deutschland wurden schon vor mehr als 30 Jahren im Zuge eines mehrwöchigen Streiks gleichzeitig bestreikt. Bei diesem harten Arbeitskampf im öffentlichen Dienst im Frühjahr 1992 legten mehrere hunderttausend Beschäftigte zeitweise die Arbeit nieder. Dabei handelte es sich aber um einen regulären Arbeitskampf, nicht um Warnstreiks.

 

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