Feier: Großer Empfang in Oberstdorf für WM-Helden von Falun

2. März 2015 20:17 Uhr von Thomas Weiß

Mehrere tausend Menschen haben den erfolgreichen Weltmeisterschaftsteilnehmern des Skiclubs Oberstdorf am Montagabend in ihrer Heimatgemeinde einen begeisterten Empfang geboten. Allen voran der Doppelweltmeister in der Nordischen Kombination, Johannes Rydzek, und die Goldmedaillengewinnerin in der Skisprung-Mixed-Staffel, Katharina Althaus, wurden nach einem Festzug vom Bahnhof zum Marktplatz vor dem Oberstdorf Haus frenetisch gefeiert.

"Wahnsinn, was hier abgeht", schwärmt Rydzek am Montagabend gegen 18 Uhr, als er zusammen mit der Weltmeisterin im Mixed-Skispringen, Katharina Althaus, am Oberstdorfer Bahnhof ins offene Cabrio steigt und begleitet von Musikkapelle und Fackelträgern Richtung Nordic Park gefahren wird. Die Fußgängerzone ist dicht gesäumt mit Menschen, ein Sponsor hat Deutschland-Fähnchen verteilt, und immer wieder brandet großer Beifall auf. "Ritschie, Ritschie"-Sprechchöre" sind zu hören, aus dem Fenster schreit eine Frau "super Kathi!". Rydzek und Althaus winken strahlend zurück und präsentieren stolz ihre Medaillen.

In der Karawane folgen weitere erfolgreiche Sportler des Skiclubs Oberstdorf, die zuletzt Medaillen bei (Junioren-)Weltmeisterschaften abgeräumt haben: die Langläuferinnen Laura Gimmler und Sophie Krehl, Skispringerin Gianina Ernst sowie die Telemarker Johanna Holzmann und Jonas Schmid. Sie bekommen von Landrat Anton Klotz, Bürgermeister Laurent Mies, dem Bayerischen Skiverbands-Präsidenten Manfred Baldauf und dem Oberstdorfer Skiclub-Boss Dr. Peter Kruijer Geschenke und dürfen sich ins Goldene Buch der Marktgemeinde eintragen.

Einen kurzen Stromausfall just in dem Moment, als Althaus und Rydzek über den Laufsteg auf die Bühne gebeten werden, nehmen Sportler und Fans mit Humor. "Bis zur WM 2021 kriegen wir das auch mit dem Ton und dem Licht noch hin", scherzt Moderator Jens Zimmermann. Nach einer ohrenbetäubenden Salve der Böllerschützen fließt plötzlich wieder Energie. Soviel, dass Rydzek sein Luftgitarrenstück von Falun vollenden kann.

Mit einer aufblasbaren Plastikgitarre rockt er den Kurpark, haut beim AC/DC-Klassiker 'Thunderstruck' in die nicht vorhandenen Tasten und genießt das Bad in der Menge. Das Volk tobt. Später bedankt sich Rydzek bei den zahlreichen kleinen SCO-Buben und Mädchen, die ihr Idol statt mit Superman- mit Super-Ritschie-T-Shirts begrüßt haben. Rydzek spricht "von ganz tiefen Gefühlen. Moderator Jens Zimmermann fragt Bürgermeister Laurent Mies, ob Rydzek sich denn nun ein Filetgrundstück aussuchen dürfe: "Jetzt soll er sich erst mal ins Goldene Buch eintragen", kontert Mies, "alles weitere klären wir unter vier Augen."

Weitere Notizen vom WM-Empfang:

Althaus: Doppelt gemoppelt hält besser

Hin und weg war Mixed-Weltmeisterin Katharina Althaus von der Besucherschar im Oberstdorfer Zentrum. 'Es ist der absolute Wahnsinn, dass so viele gekommen sind', sagte die Skispringerin und gestand, dass sie es durchaus genieße, für einen WM-Titel gleich zweimal empfangen zu werden. 'In Schöllang vor einer Woche waren aber nicht ganz so viele Leute', verglich Althaus.

Ehrerbietung auch für Trainer und Betreuer

'Ohne das Team hinter dem Team geht gar nichts', hatte Frauen-Bundestrainer Andreas Bauer gesagt. Deshalb wurde auch das Oberstdorfer Betreuerteam von Falun geehrt. Kombi-Co-Trainer Kai Bracht beispielsweise, der zugab, dass er nach den beiden Goldmedaillen für Rydzek so gerührt gewesen sei, dass schon die eine oder andere Träne vergießen musste. Frauen-Co-Trainer Peter Leiner erinnerte daran, dass die Götter vor den Erfolg den Schweiß gestellt haben. 'Es wurde im Vorfeld viel Arbeit geleistet – von den Athleten und dem ganzen Team'.

Und er lobte den Bundesstützpunkt in Oberstdorf: 'Hier auf den super Anlagen in Oberstdorf haben wir die Grundlagen gelegt für die Erfolge bei der WM.' Der ehemalige Frauen-Disziplintrainer Daniel Vogler bedankte sich für die riesige moralische Unterstützung der Fans und Physiotherapeutin Juliane Strähle und Teamarzt Dr. Florian Porzig zeigten sich hocherfreut, dass die Athleten in Falun von größeren Krankheiten verschont blieben. Und Andreas Bauer lobte den Teamgedanken: 'Wir haben vieles richtig gemacht. Ich bin stolz, dass wir im DSV so gut zusammenarbeiten.' Das Frauen-Skispringen habe eine gute Zukunft vor sich, ist Bauer überzeugt. 'Das entwickelt sich gut. Schauen Sie mal, wie bescheiden die Biathletinnen vor 20 Jahren angefangen haben.'

Macht Neumayer doch weiter?

Auch Skisprung-Routinier Michael Neumayer wurde trotz des eher mäßigen Abschneidens im Mannschaftswettbewerb von der Großschanze (nur Rang fünf für Deutschland) geehrt und von den Fans bejubelt. Ob ihm die Enttäuschung noch in den Knochen steche, frage Moderator Jens Zimmermann? Neumayer antwortete gelassen: 'Ich hab in meinem Leben schon ganz andere Misserfolge gehabt. Aber nach so einer Phase kann man die Erfolge danach umso besser feiern.'

Zimmermann hakte nach: 'Heißt das, dass wir uns zum Auftakt der Vierschanzentournee im Dezember hier wieder sehen?' Neumayer überlegte nur eine Sekunde: 'Ja, ich gehe davon aus.' Langläuferin Nicole Fessel, die mit den undankbaren Plätzen vier (Teamsprint) und sechs (Staffel) von der WM zurückkehrte und das abschließenden 30-Kilometer-Rennen wegen Krankheit absagen musste, konnte auch beim WM-Empfang nicht dabei sein. Fessel entschuldigte sich beim SCO; sie müsse das Bett hüten.

Weißwürst und Weißbier zum Ausklang

Der weltmeisterliche Abend endet im Oberstdorf Haus - bei Gulaschsuppe, Weißwürst’ und Weißbier. "Loss di drucka", war der häufigste Satz, den die Weltmeister Althaus und Rydzek von Freunden, Nachbarn und Clubkollegen hören. Die Schultern der beiden kriegen ganz schön was ab, dafür wird die Brust immer breiter